oder ...
Brötchen holen ⧫ Radlader ⧫ Tanken ⧫ Bryghus ⧫ Asphalt
Ihr kennt das „verrückte Huhn“? Eigentlich sollte es nur zum Dagli Brugsen gehen nach Sønderho, Brötchen kaufen. Per Fahrrad.
Weil ich dann, Brötchen im Fahrradkorb, den Fehler machte, zu sagen „Fahr noch ein bisschen rum wie du möchtest …“, wurde es ein längerer Trip.
Den Hønevejen runter an den Strand, von dort entlang des Wassers/Watts (es war Ebbe) bis zur Sønderho Strand Feriekoloni, aber beileibe von dort nicht „nachhause“ zu Skræddermarken, … sondern weiter zum Pælebjerg, zum Skovlegeplads, und dann auf dem Fahrradweg zurück nach Sønderho. 15-Kilometer-Brötchen. Die schmecken besonders gut.
Da seht ihr mal, was Frauen alles anstellen, wenn man sie lässt. Wenigstens war schönes Wetter, Sonne, warm (18°), fast gespenstisch windstill.
Statt Joggen ist das bei diesen Bedingungen eine ganz gute Option, nicht running man, sondern biking man.
Und endlich: Ein riesiger Radlader war gerade dabei, den Weg von Pælebjerg runter zum Strand zu richten (natürlich auch den Weg vom Strand zum Pælebjerg). Der war in den letzten Jahren zu einer echten Herausforderung geworden, insbesondere mit dem Fahrrad. Viele Umwege waren getrampelt durch die Landschaft links und rechts, um die Matsch- und Sumpfkuhlen zu umgehen.
Die Panorama-Route 404 ist dann um einen Boulevard (statt Nadelöhr) reicher.
Natürlich ging’s im Anschluss nach Nordby zum Tanken.
Früher war der Sprit in Dänemark im Verhältnis zu deutschen Preisen schweineteuer. Deswegen musste man sehen, dass der Tank einigermaßen voll war, um die Wege in Dänemark zu bewältigen und wieder zu preiswerten deutschen Tankstellen zu kommen (ja, das gab’s in der Tat mal).
Heuer kostete Diesel 8,39 Kronen, also 1,149 € pro Liter, mitunter billiger als in Old Germany. Europa lässt grüßen? Also volltanken bis an die Halskrause.
Im vorigen Jahrhundert,
1978
... bekam man für 1 DM ca. 2,80 DKK. Der Liter Sprit kostete um 4 Kronen schwankend, also 1,43 DM. Da waren bei uns die Literpreise um die 1 DM taumelnd, an Autobahnen schon darüber (1,10 DM).
1982
... kostete Super in Dänemark 5,59 DKK entsprechend 1,76 DM (Wechselkurs 1: 3,18). In Deutschland 1,39 DM.
Der Hammer, falls ihr das noch nicht wisst:
Saugen ist an der Tankstelle in Nordby umsonst. Bei uns sind die Sauger an Tankstellen ein Eurograb. Im Heimatstädtchen kenne ich eine einzige Waschanlage, an der man für einen Euro satte 8 Minuten saugen kann: Das ist fair. Viele andere jedoch stellen das Saugen schon wieder ein, kaum dass der Euro gefallen ist.
Aber das absolute Highlight ist der Mattenklopfer/-reiniger, … auch umsonst. Oben reingesteckt, kommen die unten raus wie neu, echt! Das ist wirklich ein toller, auch notwendiger Service.
Denn es gibt etwas an der Insel, was nicht gefällt: der feine bis feinste Sand, der in allen Ecken und Ritzen des Autos hängt, innen wie außen, kaum restlos zu beseitigen.
Der Sandmann – Ole Lukøje – wird das Auto ein Leben lang begleiten (insbesondere, wenn man damit im Watt herumgebrettert ist).
Sauger und Mattenklopfer fer umme, das ist OK. Deswegen heißt die Tankstelle auch so.
Abschließend ging’s – innen weitgehend entsandet (wohl nur auf den ersten Blick) – noch zum Bryghus, ein Fanø-Bierchen der Sorte „Vadehav“ erstehen (dunkel).
Schöne Bierdeckelchen haben die da.
Und es gab noch eine „Überraschung“.
Einige Tage nach unserer ersten Tour längs Vester Storetoft war noch alles beim Alten (wir hatten die riesige Fläche zwischen Bjerges Leje und Tøftløs umrundet, dieses Mal gar völlig trockenen Fußes).
Ein paar Tage danach war die Straße auf der ganzen Länge (bis Præstens Toft) frisch asphaltiert. Perfekt. Von heut auf morgen sozusagen. Flüsterasphalt; das Fahrrad rollte wie geschmiert.
Bei uns wäre ein solches Werk mindestens 14 Tage lang Baustelle gewesen.
Apropos perfekt. Auf der A7 sind ja schon einige neu hergerichtete Streckenabschnitte wieder zu befahren. Unglaublich, wie wellig die nigelnagelneue Fahrbahn an manchen Stellen ist. Ich glaub’s zwar nicht, aber vielleicht kommt da ja noch eine letzte Decke drauf.
Eine schöne Zeit war's wieder auf Fanø.
Zieht man Bilanz, so habe ich doch eine erkleckliche Zeit damit verbracht, auf das verrückte Huhn zu warten, wenn es die diversen Orte wie Dagli Brugsen, Super Brugsen, Spar, Slagter, Blomster, Kunstladen, ... erkundete, aber auch Bibliothek und Gemeindearchiv in Sønderho heimsuchte.
Und es gibt auch Menschen, die brauchen, nachdem sie bereits dreimal „farvel“ gesagt haben, mindestens noch eine Viertelstunde, um sich zu verabschieden. Männer nicht, bei denen geht das ganz schnell.
Wer das Øre nicht ehrt, ist der Krone nicht wert (laut Duden ist Øre tatsächlich sächlich, es geht aber auch weiblich).
Männer gehen in ein Geschäft und kaufen zehn Sachen, und das auch noch hurtig.
Frauen gehen in zehn Geschäfte und kaufen eine Sache, wenn überhaupt. Entweder finden sie nicht das Richtige, oder sie sind vergeblich auf der Suche nach einem preisgünstigen Sonderangebot.
Nicht selten samstags, wenn das Sonderangebot erst ab Montag gilt; dann müssen sie montags nochmal auf Tour. Und haben schlussendlich, sofern das Auto genutzt wird, den Spareffekt schon längst mit Diesel oder Super verfeuert.
Und da wird gar Mathematik gebraucht, für mich das einzig Reizvolle daran. Etwa: An der Kasse schon wissen, was man zirka zu bezahlen hat, … das beherrscht das verrückte Huhn perfekt.
Aber 2 Gläser Marmelade à 380 g für 39 Kronen mit 1 Glas à 600 g für 23 Kronen zu vergleichen, das ist schon eine Herausforderung. Ohne Taschenrechner oder Smartphone-App natürlich.
Na? Sieht doch ein Blinder, oder?
Farvel!