Freitag, 15. Dezember 2017

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Dansk Jul (3)

oder
Schweine in der Weihnachtszeit

„Weihnachten/Weihnachtsbräuche in Dänemark“ ist ein im Internet sehr häufig behandeltes Thema, jede Menge Texte, Artikel und Bücher sind hierzu geschrieben worden. Unter anderem ist gar bei t-online etwas darüber zu finden.
Jedoch kann ich der dortigen einleitenden Bemerkung
»In Dänemark wird Weihnachten weitestgehend so gefeiert, wie wir es auch bei uns kennen: Überall, wo man hinsieht, stehen festlich geschmückte Weihnachtsbäume. Derweil sorgen große Lichterketten, weihnachtliche Musik sowie auch der allseits bekannte Adventskranz für die perfekte Feiertagsstimmung.«
keinesfalls zustimmen.
Von unserem Weihnachtsfest haben Umsatz und Konsum Besitz ergriffen – ein Milliardengeschäft. Schon viele Wochen zuvor wird Weihnachtliches in den Konsumtempeln präsentiert, mit Orgien von Lichtern wollen sie sich gegenseitig übertreffen, und die aufgestellten Weihnachtsbäume ächzen unter der Last des Schmucks, so dass der Baum selbst fast nicht mehr zu sehen ist. Macht nichts, vielfach ist er ja schon aus Plastik. Wir sind zu Konsumenten dessen geworden, was andere uns vorgeben.
Als ich diesen Text schrieb, lief im Fernsehen ein Kurzbericht über die weihnachtliche Dekoration in einer Mall (früher hieß das „Einkaufszentrum“) in einer deutschen Großstadt (Platz 18 im Ranking der Großstädte Deutschlands): 120 Tonnen Weihnachtsschmuck würden verbaut, die Lichtspirale von der Decke des Treppenaufgangs koste 100.000 €. Wow!

Ich, 1944 geboren, gehöre zur Nachkriegsgeneration. In dieser kargen Zeit war Weihnachten noch ganz anders. Ein Fest der Besinnung und des Miteinanders in der Familie. Geschenke waren bescheiden, aber doch mit großer Freude verknüpft, und der Baum war eher dürftig geschmückt und natürlich mit richtigen, brennenden Kerzen bestückt.
Und ich bin sicher, dass Weihnachten in Dänemark in nahezu all seinen Facetten, Bräuchen und Traditionen diesen frühen Zeiten noch sehr viel mehr nahekommt als dem heutigen „Weihnachten“ bei uns in Deutschland. Die festliche Zeit zwischen den Jahren ist hyggelig, und ich hoffe inständig, dass das dänische Julehygge nicht wie bei uns von Glitzer und Glamour und umsatzträchtigem Gewinnstreben überfahren wird.
Die Dänen sind – zum Glück – ein doch recht eigenwilliges und traditionsbewusstes Völkchen, sie werden dem Tsunami besser widerstehen als wir, obwohl die Einflüsse aus allen Himmelsrichtungen (aus dem Süden von Deutschland [Christkind, Adventskranz, Nikolaus, …], dem Norden von Schweden [Schwein, Luciadagen, Julbock, …], dem Westen aus den USA [Santa Claus, …] etc.) schon zu bemerken waren/sind.
Viele der Bräuche jedoch sind uralt, teilweise heidnischen Ursprungs. Sie werden sich hoffentlich halten, ebenso wie das auf Familie und Mitmenschen fokussierte freudvolle Gestalten des Weinachtsfestes, hyggelig eben.

Für die religiösen Komponenten muss man wissen, dass das Christentum spät nach Dänemark kam. Heute gehören 76% der Dänen der evangelisch-lutherischen Dänischen Volkskirche (Folkekirken) an, und Staat und Kirche sind sehr eng miteinander verwoben (es gibt in der Regierung z. B. einen „Kirchenminister“), Parlament und Regierung sind gemeinsam mit der Königin (die evangelisch-lutherischen Glaubens sein muss) Oberhaupt der Volkskirche. Katholiken gibt’s nur 0,6%, Muslime 3%, größtenteils aus Einwanderungen stammend.

In der Fanø-Fangruppe wurde gefragt, was es mit den Schweinchen zu Weihnachten auf sich habe, die überall und in allen Formen anzutreffen seien. Diese Frage hat dazu geführt, mich tagelang mit schweinischen Dingen zu beschäftigen.
Vorweg: Das Schwein ist seit geraumer Zeit in Schweden zum Kult geworden. Im Stockholmer Postmuseum gibt es in der „Weihnachts-Schweineausstellung“ unzählige dieser rosafarbenen Gesellen zu sehen, auf Postkarten, Bildern (z. B. als Zugtier, Reittier, Spielkamerad, Bettgenosse), aus Ton, Holz, Stroh, …, Marzipan, … gefertigt.
Sicherlich hat sich dieser Hype auch nach Dänemark ausgeweitet, ebenso wie das Glücksschwein aus Deutschland (dort aber eher dem Neuen Jahr zugeordnet).

Zum Verständnis ist ein Blick in die Geschichte des Schweins und seine Rolle im Leben der Menschen notwendig.
Der erste Gedanke zu Schweinen ist, sie seien dreckig und eklig. So zu lesen in einem Text über „Die intelligentesten Tiere der Welt“. Wenn man jedoch Schweinen genug Platz gebe, seien sie extrem saubere Tiere. Und sie sind tatsächlich sehr intelligent, womöglich intelligenter als Hunde, oder reichen gar an die Intelligenz von Primaten heran. Im Zirkus gibt es Schweinenummern, sie lassen sich also trainieren und lernen voneinander.
Wenn Menschen mit ihren Hunden spazieren gehen, denkt sich niemand etwas dabei. Aber wenn mein Nachbar schräg gegenüber mit seinem Hausschwein, das sogar teilweise in der Wohnung lebt, an der Leine Gassi geht, dann schütteln alle den Kopf und denken und tuscheln: „Der hat einen an der Waffel, aber wie!“.

In unserer Umgangssprache sind beide Sichtweisen reichhaltig manifestiert. „Der hat Schwein gehabt!“ versus „Du bist ein Schwein!“ sind Beispiele für die gegenteiligen Redewendungen, die Glück und Unflat ausdrücken, auch wird die Vorsilbe „schwein“ als Bekräftigung des Negativen verwendet, z. B. in „schweinekalt“ oder „Schweinefraß“.
Und natürlich gibt es das positiv konnotierte Sparschwein.
Im Wikipediaartikel über „Schwein haben“ werden mehrere mögliche etymologische Theorien zur Herkunft genannt.

Die Schweine des 18. und auch 19. Jahrhunderts waren kleinere Rassen, ganz anders als die heutigen voluminösen Züchtungen. Sie wurden seit dem Mittelalter vielfach als Haustiere gehalten, hatten einen festen Platz (wie heute der Hundekorb), auch auf dem Sofa oder gar im Bett, sie waren reinlich, wachsam und aggressiv gegen „Eindringlinge“. Sie waren sozusagen der „Bodyguard“ im Haus und im engeren Umfeld des Anwesens. Hunde hingegen wurden vielfach nur draußen gehalten, hatten einen geringeren sozialen Rang.
Abergläubisch wurde den Schweinen zudem noch die Eigenschaft zugeschrieben, Krankheiten der Familie auf sich zu nehmen. So à la „The Green Mile“, dem wunderbaren schrecklichen Film von 1999; wer ihn gesehen hat, weiß was ich meine. Bereits in der Bibel wird berichtet, dass Jesus die bösen Geister aus einem Besessenen in eine Herde Schweine fahren ließ (Markus 5, 1 – 20). Schweine waren also Heils- und Glücksbringer.
Sie wurden auch als sogenanntes „Bauopfer“ unter einem neu errichteten Haus vergraben, um dessen Bestand zu sichern. Über die Jahrhunderte hinweg sind Schweine dann mehr und mehr in eine andere Rolle geraten, schlussendlich als wesentlicher Bestandteil der Ernährung.

»Die Dänen und ihr Schwein, das ist eine besondere Liebesbeziehung.« ist in einem Bericht von n-tv (vom 20. Januar 2016) zu lesen, in dem über den „Frikadellenkrieg“ berichtet wurde, und dass dieses saftige Fleisch zur Rettung der dänischen Esskultur auf dem Speiseplan von Kitas und Schulen stehen müsse.
Eine Kita hatte das Schweinefleisch mit Rücksicht auf die vielen muslimischen Kinder in der Einrichtung vom Speiseplan gestrichen. Politiker fanden das inakzeptabel, dänische Esskultur zu verbieten.
Die Dänen verputzen pro Kopf und Jahr 51 kg Schweinefleisch, die Schweden übrigens nur 31 kg. Noch am Rande sei erwähnt, dass in Dänemark pro Jahr über 20 Millionen Schweine geschlachtet werden, das ist mehr als das Sechsfache des Eigenbedarfs. Schweinezucht ist also ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Doch nun zurück zu den Weihnachtsbräuchen.

Aus einem Bastelbogen
für Baumschmuck
Auf den ersten Weihnachtspostkarten „Glædelig Jul“ vor mehr als einem Jahrhundert waren auch Schweine abgebildet, aber nicht nur als „Gefährte“, sondern als Bestandteil des Festessens.
Denn in diesen frühen Jahren stand „Schwein“ in der Hauptsache auf dem dänischen Speiseplan beim Weihnachtsessen. Inzwischen sind Ente, Gans oder Pute, gefüllt natürlich, eingekehrt. Ein Kenner berichtet, es gebe dazu Weißkohl (oder Rotkohl) und kandierte Kartoffeln (Letztere haben wir leider noch nie genossen, klingt ungemein lecker).

Ich hoffe, einige Aspekte der „Schweineliebe“ der Dänen erhellt zu haben. Natürlich sind die vielen Schweine nicht nur hausgemacht, sondern werden auch „importiert“ von jenen, die damit ein bisschen (oder mehr) Kasse machen wollen.

In einem schönen Blog, den ich später noch vorstellen werde, heißt es „Es ist schließlich nicht alle Tage Weihnachten – in Dänemark aber immerhin den ganzen Advent“.
Ein bisschen verrückt sind sie schon, diese Dänen, aber „cool“ und hyggelig!

Montag, 4. Dezember 2017

Dansk Jul (2)

... oder 50 Wörter

..., die etwas mit dänischer Weihnacht zu tun haben.
Wer mit all diesen Begriffen etwas anzufangen weiß, der kennt sich schon gut aus!


In den nächsten Folgen von „Dansk Jul“ gibt es Erläuterungen dazu.

Nachtrag:
Bei uns brennt natürlich eine „Kalenderlys“
(erstanden in Kaiserslautern!).

Tja, Kaiserslautern oder K-town (so sagen die Amerikaner) ist eben eine Weltstadt.
„K-town“ wird in amerikanischem Englisch gesprochen (Lautschrift: keɪ-taʊn).

Freitag, 17. November 2017

Dansk Jul (1)

oder Julemærke

Wenn man einen Post schreibt, ist es immer eine Frage, wie man ihn einbindet in den Blog und mit dem, was zuvor geschrieben wurde bzw. nachfolgen soll, verknüpft.
Unter uns: Häufig ist es die bessere Strategie, einfach „(frei) von der Leber weg“ zu schreiben, ohne sich darum große Gedanken zu machen.
„Von der Leber weg“ heißt auf Englisch „straight from the heart“ oder „just as it comes to mind” oder „speaking frankly”. Laut Wiktionary rührt diese Redewendung von der alten Vorstellung her, die Leber sei Sitz der Gefühle und der Empfindungen.
Welches Körperorgan ihr da bemühen müsst, hängt wohl sehr von der Art des Textes ab. Für einen Sachtext sollte wohl eher das Gehirn herangezogen werden. Für einen Post sollten aber auch Herz und Leber bemüht werden.

Meine Idee, nach dem Post zu den Nisser etwas über „Dansk Jul“ zu schreiben, wächst sich zum Projekt aus. Denn das ist derart umfänglich, dass man 100-seitige Bücher damit füllen könnte. Und wenn jemand (wie ich) auf die Idee kommt, Wikipedia zum „Julfest“ zu befragen, der wird das ob der Komplexität und des Umfangs schnell wieder sein lassen. Schwere Kost sozusagen, die sich nicht in die Kurzform eines Posts wandeln lässt.
Vorsichtshalber hab ich den Post mal mit „(1)“ nummeriert, denn da folgen gewiss noch weitere.

Skandinavische Weihnachtsgrüße
Dansk Jul
Wer sich kundig machen will, dem seien zwei lesenswerte und sehr informative Büchlein empfohlen.
Torkild Hinrichsen ist ein deutscher Kunsthistoriker, ehemaliger Museumsdirektor, der sich auskennt, jede Menge historische Fakten liefern kann.

Das andere ist ein schönes, schmuckes Geschenkbuch mit Erläuterungen zu skandinavischen Bräuchen, mit Rezepten (z. B. dänischem Mandelmilchreis „Riz à l'Amande“ oder „Dansk Julegløgg“) und einer Bastelanleitung für Julehjerter.

Aber zurück zu der Frage „Wie komme ich von Nissen zu Jul/Jule und Juletid“?
Überhaupt kein Problem, denn Nisser sind zuhauf mit Jule untrennbar verbunden.
Und wenn uns in der Weihnachtszeit in Dänemark allerorten „Nikolausmützen“ begegnen – fast jeder trägt eine –, dann sind das Nissemützen, nicht jene des Nikolaus plus Knecht Ruprecht in unserem Verständnis.

Aktuelle Gegebenheiten machen mir es leicht, die Kurve zu kriegen, und damit sind wir schon bei dem ersten Brauch, nämlich der nunmehr erschienenen aktuellen Julemærke für 2017.

Julemærke 
Seit dem Jahr 1904, seit über 100 Jahren also, gibt es jedes Jahr ab November eine „Julemærke“, eine Weihnachtsbriefmarke, zu erstehen bei der Post oder in Geschäften (butikker).
Ein junger Postbeamter hatte diese Idee, der Erlös sollte damals wie heute bedürftigen Kindern helfen. Sie wird immer von einem anderen Künstler gestaltet.
Dieses Jahr 2017 entworfen von Miwer = Michael Wettendorff (dänischer Illustrator und Autor mit Wohnsitz in Kopenhagen). Schön hat der Künstler das gemacht, auf dem Nissenhof ist viel los, und es gibt Nisser zuhauf. Der Titel seines Werkes ist „jul i den gamle nissegård”, also „Weihnachten auf dem alten Nissenhof“. Womit der Kreis zu meinem Post „Der Sætternisse“ geschlossen wäre.


Die Weihnachtsbriefmarke gibt es in verschiedenen Stückzahlen von 5 (30 DKK), 10 (25 DKK) oder 30 Marken (60 DKK), in verschiedenen Ausführungen (gummiert, selbstklebend, …, Heftchen, Bögen). Inzwischen werden auch Geschenkgutscheine, ein A3-Poster, ein Puzzle, Sammelmappen, Weihnachtskarten, Rubbellos etc. angeboten. Online zu erstehen bei julemærket.

Und die Aktion ist gar vollends auf der Höhe der Zeit. Die Julemærker (die 50 Detailmotive) sind als elektronische Weihnachtskarten zu haben und als Implikation (Tag) in E-Mails; das einjährige Nutzungsrecht ist für 250 DKK zu haben.

Wenn im Netz von dieser „Julemærke“ die Rede ist, wird das übersetzt mit „Weihnachtsbriefmarke“, … was eine falsche Vorstellung provoziert. Es sind keine offiziellen Briefmarken, mit denen Sendungen freigemacht werden können (die müssten „frimærke“ genannt werden; ein Wert in DKK ist ja nicht angegeben), sondern Klebebildchen, richtigen Briefmarken nachempfunden. Dennoch eine schöne Spendenaktion eben für bedürftige Kinder.
Und längst sind diese „Briefmarken“ wohl auch Sammlerobjekte geworden. Und wer Nissen/Nisser-Fan ist, der müsste davon etwas seiner Sammlung einverleiben.
Weihnachten 2017

Bei uns sind das die „Wohlfahrtsmarken“ der Aktion „Porto mit Herz“. Da wird die Spende beim Erwerb gleich mitkassiert. Den Dänen bleibt es vorbehalten, welche Spende sie über die Julemærke mit einer Brief- oder Postkartensendung verbinden möchten.


In den dänischen Sammlerbörsen sind dann auch jede Menge Julemærker früherer Jahre und damit bestückte Weihnachtskarten etc. zu finden.
Der 50er-Bogen von 1940 mit dem Symbol der Friedenstaube (fredsdue) wird aktuell mit 2.200 DKK gehandelt.



Eine Weihnachtspostkarte von 1931 und die zugehörige Julemærke
„Mor og barn (Mutter und Kind)“.


Bei der Beschäftigung mit der Julemærke kommen wir an der dänischen Königin Margrethe II. nicht vorbei. Denn auch sie hat schon dreimal eine Julemærke entworfen: 1970, 2003 (die hundertste) und 2015.

Margrethe II ist übrigens eine faszinierende Frau. Wikipedia schreibt über sie:
»Margrethe hat auch als Grafikerin, Malerin und Übersetzerin Bekanntheit erlangt. Sie hat verschiedene Briefmarken entworfen und zahlreiche Bücher illustriert, unter anderem 1977 – unter dem Pseudonym Ingahild Grathmer – die dänische Ausgabe von 'Der Herr der Ringe'.«
Die Königin ist übrigens die einzige Person in ganz Dänemark, die zu siezen ist. Alle anderen Menschen sind per du. Jemand anderen zu siezen, ist nicht schicklich, ist ein Fauxpas.
Vielleicht ist das auch eine Facette von „Hygge“. Denn Dissensen oder Irritationen und daraus resultierende Konflikte mit „Sie“ und „du“ können gar nicht erst entstehen.

Die folgenden Marken sind ihr Werk:
1970 Juleforberedelse i himmelborgen (Weihnachtsvorbereitung in der Himmelsburg)
2003 Hjerternes fest (Fest der Herzen)
2015 Hvilket postbud – en due (Was für ein Postbote – eine Taube)

    


Mittwoch, 15. November 2017

Phoenix

... aus der Asche!

Wie heißt das immer so schön: „Aus gegebenem Anlass ...“.
Eigentlich bin ich ja mit einem Post zu dänischen Weihnachtsbräuchen beschäftigt.
Der gestrige Abend jedoch ließ die Herzen der Dänen ganz schön höher schlagen – wohl nicht nur jene der eingefleischten Fußballfans.
Danish Dynamite wird bei der Fußball-WM in Russland dabei sein!
Auch das so zahlreiche Völkchen der Nisser wird kräftig mitgefeiert haben. Vielleicht haben sie auch geholfen, diese lieblichen, den Menschen und natürlich auch den Fußballfans so wohl gesonnenen Kobolde.

Wer meine Posts liest (z. B. Female Power oder Re-Sepp-Ten), müsste über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gewesen sein.
Zunächst verlief die Qualifikation nicht gut. Immerhin schafften sie es dann doch, vor den letzten beiden Spielen Platz 3 zu ergattern.
Und am 5. und 8. Oktober 2017 mit einem 1:0-Auswärtssieg in Montenegro (Christian Eriksen war der Matchwinner) und einem 1:1-Unentschieden zuhause gegen Rumänien (wiederum schoss Eriksen das eine Tor) landeten sie tatsächlich doch noch auf Platz 2 – qualifiziert für die Playoffs.
Der Fischmann Leif konnte sich dennoch nicht so recht freuen: „Wir kriegen bestimmt wieder einen starken Gegner zugelost und scheiden aus!“, meinte er.

Nun, zugelost wurde Republik Irland.
Zuerst ein Heimspiel. Das endete  am 11. November 0:0. „Oh oh, das sieht nicht gut aus!“, dachten viele. Es gab aber Optimisten; sie verwiesen darauf, dass Dänemark des Öfteren zuhause schwächelte, auswärts aber auftrumpfen konnte. Allerdings sind, das wussten alle, die irischen Fans eine Macht – begeistert, aber friedlich –, die das Stadion in Dublin zum Tollhaus machen würden.

Und gestern Abend kam die Entscheidung. Die Optimisten behielten recht.
Dänemark gewann, nach einer 1:0-Führung der Iren, sage und schreibe mit 1:5!
Der Gesang der Iren, ' The Fields of Athenry ', half nicht. Und Matchwinner war, wer sonst, Christian Eriksen, ... mit drei Toren. Er wird bestimmt zum Nationalhelden aufsteigen.


Bildquelle: 123rf.com
Heureka! Den Nisser sei Dank!

Vielleicht dürfen wir nächstes Jahr bei der Fußball-WM in Russland (24. Juni bis 25. Juli 2018) das Revival von Danish Dynamite erleben ... und hören sie wieder singen „We are red, we are white ...“.

Am 1. Dezember ist die Auslosung der Gruppen. Man darf gespannt sein, wer gegen wen! Vielleicht landen Dänemark und Deutschland bei der Auslosung in derselben Gruppe oder treffen, sollten sie die Gruppenphase überstehen (die ersten beiden Mannschaften kommen weiter), in einer der Finalrunden aufeinander. Jedenfalls werden die Dänemark-Fans, die Ende Juni nächsten Jahres dort Hygge-Urlaub machen, erheblich mit Fußball konfrontiert sein.

Wie das im Leben oft ist:
Wenn es Gewinner gibt, dann auch Verlierer. Einen Trost für die so tollen irischen Fans. Wir hätten auch gerne wieder ' The Fields of Athenry ' gehört.




Montag, 13. November 2017

Der Sætternisse zweiter Teil

Lösungen zu den Rätseln im Post „Der Sætternisse

Woran erkennt man, dass dieser Nisse auf Fanø zuhause ist? 
Das war die erste Frage.

Jeder Fanø-Fan kennt das Relief der Insel.
Und dieses Relief ist in der Figur dreimal zu finden: Auf dem Zipfel der Mütze, auf dem Sack und als linke Augenbraue.


Und im Sack ist der Bierdeckel des Fanø-Brauhauses zu finden:


Und der zweite Nisse?
Na ja, jeder Fanø-Urlauber kennt die Mølle in Sønderho.
Kein Problem, das offene Fenster, in dem sich der Nisse zeigte, als zur Mühle gehörend zu identifizieren (solche Fenstergauben gibt es nur dort):


Gab es Betrachter, die alles richtig erkannten?
Na ja, das mit der Augenbraue war schon diffizil, auch deswegen, weil die Bilder nicht in voller Qualität hochgeladen werden, deswegen beim Vergrößern sehr schnell verpixelt sind.

Ich hoffe, die Bilderrätsel haben ein wenig Freude gemacht.





Freitag, 10. November 2017

Der Sætternisse

Jene, die des Dänischen nicht mächtig sind, werden mit dem Posttitel wohl nicht viel anfangen können, höchstens mit dem Wortteil „Nisse“.
Das Wort „Nisse“ kommt im Duden nur vor in der Bedeutung „die Nisse = Ei der Laus“ (Plural: „die Nissen“). Um hierzu Informationen zu finden, muss man stöbern auf Wikipedia bzw. Wiktionary bemühen. In Wikipedia wird man unter dem Stichwort „Nisse“ fündig.
(Der nachfolgende Text ist in Teilen dort entnommen.)

Der Nisse (sing.), Plural „die Nissen“ oder in Anlehnung an den dänischen Plural „die Nisser“.
Ein Nisse ist eine Art Kobold, eine Sagengestalt, die in der dänischen, färöischen und norwegischen Tradition und Sagenwelt eine wichtige Rolle spielt.
Habt ihr schon mal einen Nisse gesehen? Gewiss nicht, sie sind nämlich unsichtbar, allerdings bemerken feinfühlige Menschen seine Anwesenheit.
Der Name „Nisse“ ist eine Ableitung des Namens „Niels“, der dänischen Form für „Nikolaus“. In Schweden und Finnland gibt es eine ähnliche Figur mit dem Namen Tomte bzw. Tonttu.
Ursprünglich ist der Nisse ein alter Mann mit einem weißen Bart, etwa so groß wie ein 10-jähriges Kind, und trägt eine rote (Zipfel-)Mütze.
Der Hype um die Nissen hat aber dazu geführt, dass er in allen Geschlechtern existiert.

Nissen findet man traditionell in Häusern und Ställen. Der Nisse beschützt das Grundstück und kümmert sich insbesondere auch um die Haustiere. Wird er nicht gut behandelt, spielt er Streiche, treibt Schabernack oder verlässt den Hof.
Im deutschsprachigen Raum würde man ihn nennen:
Kobold, Elf, Heinzelmännchen, Irrwisch, Klabautermann, Waldschrat, Wichtel oder auch Troll.

Am häufigsten kommt im heutigen Dänemark der Julenisse (Weihnachtsnisse) vor.
Er ist ein fester Bestandteil der dänischen Weihnachtstradition. Er hilft dem Weihnachtsmann beim Herstellen und Verteilen der Geschenke und erwartet als Gegenleistung von den Menschen, dass er während der Adventszeit mit Milchreis (dänisch „risengrød“) belohnt wird, möglichst mit einem Butterklecks und Zimt und Zucker verfeinert.
På loftet sidder Nissen med sind Julegrød“ (Auf dem Speicher sitzt der Nisse mit seinem Weihnachtsbrei) ist eines der beliebtesten dänischen Weihnachtslieder (nach der Melodie von „Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion“).
Der Julenisse ist der einzige Nisse mit einer Familie.

Der Kirkenisse (Kirchennisse). lebt in der Pfarrei oder in Kirchen. Er sorgt dafür, dass die Kirche sauber und schön bleibt.
Der Gårdnisse (Hofnisse) wohnt in Häusern oder in Ställen. Er wohnt immer alleine und hilft häufig den Menschen.
Der Skovnisse (Waldnisse) ist eine neuere Variation (deutsch: Waldschrat). Dieser Nisse lebt in der Natur und hinterlässt mystische Spuren, die nicht unmittelbar erklärt werden können.
Der Skibsnisse (Schiffsnisse) ist in Deutschland als Klabautermann bekannt.
Der Sætternisse (Setznisse, siehe Titel dieses Posts) schmuggelt beziehungsweise setzt Druckfehler in Bücher und Zeitungen (und Homepages und Posts). Dies macht er so, dass sie beim Korrekturlesen nicht entdeckt werden. Ein rechter Schlingel ist das.
Nissengesetze

Auf „Det lille hus“ findet man eine recht informative „Nisseseite“. Lustig auch dort die 12 „auf Eichenrinde überlieferten Nissengesetze“ (weitere Belege für deren Existenz habe ich aber leider nicht gefunden).

Maileg-Nissen
Informationen zum (Jule)Nisse und den Weihnachtsbräuchen findet man zahlreich im Netz, z. B. im Blog „Dänemark wo das Glück wohnt“ von Linda Sperling (inzwischen leider verstorben).
Dort steht auch zu lesen, dass sie verliebt sei in die zauberhaft designten Nisser der Firma Maileg.
Ehrlich gesagt gefallen sie mir nicht, zu lang, spargelhaft.
Das Bild findet man im Maileg-Katalog (Suchbegriff „Pixy“) oder Google-Suche (Bilder) mit „Pixy Maileg“.


Die Google-Suche mit „Nisser“ (Bilder) gibt einen guten Überblick über einschlägige Produkte. Mit gefallen Figuren wie ...
... sehr viel besser.
Oder auch solche, die man selbst basteln kann.
 (Bildquellen: Bild 1, Bild 3, Bild 4; Bild 2: eigenes Foto)

Die schönsten Nisser aber habe ich in Norwegen gefunden, in Zeichnungen von Kjell E. Midthun (norwegischer Illustrator, Zeichner; *1954).
Sie kommen dem ursprünglichen Aussehen sehr viel näher.
Sieht er nicht herrlich aus, dieser alte Mann mit seinem weißen Bart und seiner roten (Zipfel-)Mütze, etwa so groß wie ein 10-jähriges Kind, der seine Schüssel mit Risengrød trägt?
Er ist auf dem ersten Platz in meinen Nisser-Charts.
Seit Jahren gibt es einen von Kjell Einar Midthun illustrierten Nissekalender. Und auf „Pinterest“ kann man seine schönsten Bilder besichtigen.

Quelle
Dass es einen Sætternisse gibt, wusste ich nicht. Sehr oft ärgere ich mich, dass ich bei späterem Lesen meiner Texte immer noch Schreibfehler finde, trotz damalig gewissenhaftem Korrekturlesen. Kein Wunder, beim Treiben dieses Kobolds. Vielleicht sollte ich nächtens ein Schälchen Risengrød mit Butterklecks, Zimt und Zucker neben den Computer stellen.

Sehen kann man ihn nicht,
aber so etwa könnte er ausschauen,
dieser Fehlerkobold.

Nissen sind entstanden zur „Erklärung“ von Phänomenen und Geschehnissen jenseits des logischen Denkens der Menschen. Auch können sie wunderbar herhalten, um sich aus der Verantwortung zu nehmen, z. B. für die Schreibfehler in einem Text. Zum Glück jedoch sind sie auf der Seite der Menschen, sind nicht böse, sondern helfen und machen Freude. Höchstens ein bisschen Streiche spielen und Schabernack treiben, insbesondere, wenn sie keine Belohnung erhalten für ihre guten Taten.

Doch zurück nach Dänemark und Fanø.
Dieser Nisse scheint tatsächlich auf der Insel zuhause zu sein.
Woran erkennt man das?




Und der Wind hat ein Fenster aufgedrückt. Dieser Nisse nutzt die Gelegenheit, ein wenig frische Luft zu schnuppern ... am helllichten Tag.
Wo ist er zuhause?




Nachtrag (13. November 2017)
Bei Rätseln ist es Usus und fair, wenn man auch irgendwo die Lösungen einsehen kann.
Deswegen werde ich in Kürze hier einen Link einstellen zu einem Post, der die Lösungen offenbart.

Schnell bin ich, gell?
Hier ist der Link zu den Lösungen.