Mittwoch, 18. Oktober 2017

Jessens Sand historisch

oder
In den 90er Jahren

In mehreren Posts hatte ich mich schon mit Søren Jessens Sand beschäftigt, z. B. in
»Dies und das« (2017) und »Oh jesses Jessen« (2016).
Selbstverständlich gab's in allen Jahren Broschüren für die Gäste, die über die Zeit hinweg natürlich immer besser und aufwendiger gestaltet waren. Mama Vogelsberger hat ganze Berge von Material angesammelt, die – je weiter sie in der Vergangenheit liegen – inzwischen schon „historische Bedeutung“ erlangen, enthalten sie doch viel Interessantes aus früheren Jahren.
1992 und 1994 sahen sie so aus:


Und in diesen Heftchen im DIN-A5-Format, die so um die 100 Seiten umfassten, war natürlich auch die Insel abgebildet, und es gab Informationen zu Søren Jessens Sand.
1992

Dem aufmerksam vergleichenden Betrachter wird auffallen, dass 1992 noch kein Søren Jessens Sand abgebildet war, dafür gab es aber einen Fribadestrand (FKK-Strand) bei Fanø-Bad und ein Flugfeld am Südstrand, von dem aus eine einmotorige Maschine zu Rundflügen über die Insel startete.
Beides fehlt dann aber in der Karte von 1994. Die Nackten wurden verbannt (?) und die Start-/Landebahn wurde aufgelöst.
In beiden Heften jedoch findet man einen identischen Warnhinweis (in drei Sprachen) zu Søren Jessens Sand:

Dienstag, 17. Oktober 2017

40 Jahre Fanø

oder
Wie wir zu der Insel kamen

Nächstes Jahr werden wir 40-jähriges Jubiläum haben. Seit 1978 sind wir (nahezu) regelmäßig auf der Insel.
In den Anfangsjahren war sie gegenüber heute noch deutlich geringer bestückt mit Ferienhäusern, sie war lieblicher – so kam es uns zumindest vor – und viel weniger dem Tourismus anheimgefallen, ursprünglich eben.
Doch wie kamen wir auf Idee, dort Urlaub zu machen?

Artikel 1977; Quelle unbekannt
In einer deutschen Zeitschrift (welche das war, erinnern wir nicht mehr) gab es, 1977 muss es gewesen sein, einen Artikel über die Insel Fanö (von einer Autorin namens Ingeborg Weber).
Dort ist zu lesen:
»Wenn vor meiner Haustür in München der Mann am Gemüsestand Mühe hat, die Plane über seinen Äpfeln und Birnen festzuzurren, weil der Wind so sehr weht – wenn die Sonne dazu scheint und große, weiße Wolken den Himmel entlangfliegen, dann hüpft mein Herz. Dann denke ich an Fanö, Dänemarks nördlichste Nordseeinsel, knapp 56 Quadratkilometer groß, 17 Kilometer lang, maximal sechs Kilometer breit. Fanö ist mein Gesundbrunnen, meine Herausforderung. Dieses steten, frischen Windes wegen, der dir Flügel gibt (sofern er von hinten kommt), und gegen den anzukommen du deine ganze Kraft aufbieten musst. 
Auf Fanö wird man gänzlich uneitel – der Wind verbietet jede Dekoration, jeden Schnickschnack. Die Jacke bis oben hin zugeknöpft, das Haar unter festgezurrtem Tuch, ein Paar Jeans, je nach Wetter Sandalen oder Gummistiefel – so ist man am allerbesten aufgehoben. Aber wenn man von Fanö-Ferien nach Hause zurückkommt, sagen die Kollegen: Du siehst aber toll aus! Und da ist sogar was dran: Weil Wind und Wetter auf Fanö eine schöne, gleichmäßige und vollkommen unhektische Bräune verleihen. Weil beim Sonnenbaden im Windschatten der Dünen mindestens zwei Effekte gleichzeitig wirken: erstens die Sonne und zweitens der feine Flugsand, der die Haut glattschmirgelt. Und weil Wind und Wetter, die fliegenden Wolken, das klare, alle Konturen so ungewohnt scharf herausarbeitende (Nord-)Licht zu Bewegung herausfordern, zum Rausgehen. 
Wenn man eins der vielen schönen, gut ausgestatteten Ferienhäuser gemietet hat, ist man sowieso immer draußen. Man braucht bloß die Tür aufzumachen, und schon steht man am Strand, im Wind, in diesem unvergleichlichen Licht. 
Und was macht man so den ganzen Tag? Wandern, den Strand entlang, oder durch Moor und Birkenwäldchen im Innern der Insel. Reiten und radeln, sich auf einen Segeltörn, eine Fischfang-Tour mitnehmen lassen. lm Watt nach Bernstein suchen. Das empfiehlt sich übrigens ganz besonders in der Stille nach einem großen Sturm, da kann man tatsächlich fündig werden! 
Man kann zugucken, wie der Bernstein bearbeitet wird oder wie Keramiker das berühmte Fanömuster – Möwen über Wasser und Sand – auf ihre Geschirre malen, oder man kann sich in den liebevoll ausgestatteten Museen in alte Zeiten entführen lassen, da Fanö noch stolzer Heimathafen für Hunderte von Segelschiffen war. 
Ich habe auf Fanö übrigens ein Kindheitsvergnügen wiederentdeckt: Drachen steigen lassen. So hoch, so sicher wie auf Fanö stehen die Drachen nirgendwo am Himmel!«

Das brachte uns auf den Geschmack.
Gedacht, getan! Wir fanden über „Fanøspecialisten“ ein wunderschönes, gerade neu erbautes schmuckes Ferienhäuschen nahe Sønderho im noch recht einsamen Süden der Insel, dem wir dann viele Jahre die Treue hielten.
Erst als das Haus veräußert und nicht mehr vermietet wurde, mussten wir uns anderweitig umschauen, blieben aber stets in dieser, „unserer“ lieblichen Ecke im Süden der Insel. Seit einigen Jahren ist es jedoch wieder zu haben, und wir kehrten natürlich zu unserer „alten Liebe“ zurück.
Auch wenn es mehr oder weniger nicht mit den top ausgestatteten Ferienhäusern neuerer Art mithalten kann: Es ist definitiv das schönste auf der ganzen Insel.

In dem obigen Artikel sind vier Häuser abgebildet. Es ist uns nicht gelungen, sie zu verorten, zumal das Foto nicht von sonderlicher Qualität ist. Aber vielleicht erkennt es jemand dennoch.

Ach ja: Deutsches Fernsehen gab's damals nicht, bis 1986 gar.
Um die Spiele und das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 sehen zu können (Deutschland verlor 3:2 gegen Argentinien), mussten wir in Sønderho in die „Cafeteria Amigo“. Es ist uns bisher nicht gelungen, Zeitzeugen zu finden oder Belege dafür, trotz stundenlanger Studien des Ugeblad im Gemeindearchiv Sønderho, dass diese Cafeteria gegenüber der Sønderho Kirke überhaupt existierte. Möglicherweise gibt es ja jemand unter den  „alteingesessenen“ Fanø-Freaks, der die Cafeteria Amigo kennt und gar Bilder hat.

Vielleicht mögen Leser erzählen, wie sie auf Fanø als Urlaubsziel gestoßen sind und warum sie sich in die Insel verliebten.
Nutzen Sie die Kommentarfunktion.

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Wanderwege

oder
Man kann sich verirren – und irren!

Wenn Bernsteinsuche sich nicht lohnt und das Wetter längere Radtouren nicht zulässt, dann kann man immer noch wandern gehen, zum Beispiel durch die Heide.
Produzenten von Schirmen erzielen auf der Insel ja gewiss keine Umsatzrekorde, man kann sie eher selten benutzen, es sei denn als Flugdrachen. Wasserdichte Kleidung von Kopf bis Fuß hat da eher eine Chance, zum Geschäft zu werden.
Die letzten zwei Tage war der Wind allerdings so brav, dass Schirme eine Option waren, einigermaßen trocken durch den Tag zu kommen.

Schöne Wanderwege gibt es, zumindest machen das die einschlägigen Karten glauben.
Gewandert am 10. und 11.10.2017
Zum Beispiel die Fuglekoje-Tour im Südosten.
Am besten startet man vom Parkplatz P3, da hat man die Wahl zwischen längeren und kürzeren Wanderstrecken, »Sønderho Fuglekoje + Sønderho Gamle Fuglekoje« oder »Sønderho Gamle Fuglekoje + Albue Fuglekoje« oder eben alle drei.

Die Wege sind eigentlich gut markiert. Die schönen, schwedenrot gestrichenen Holzpfosten zeigen mit , , wo es lang geht (Schwedenrot, auch nach der schwedischen Stadt Falun und der dortigen Kupfermine „Falunrot“ genannt, hat den RGB-Code 128, 24, 24).
Wir liefen vom P3 gegen den Uhrzeigersinn. Schon kurz nach dem Wechsel über den Landevejen ging's los: Ein kaum zu erahnender Trampelpfad durch die hoch gewachsene Heide. Irritierend! Ist man auf dem rechten Weg? Die Fanniker haben diese Routen wohl schon lange nicht mehr einer Pflege unterzogen. Aber es wurde noch schlimmer.
Zum Glück kommt man ab und zu an einem falunroten Pfosten vorbei mit oder . So auch kurz vor der »Sønderho Fuglekoje«, Abzweigung nach links. Kurz nach dieser aber eine Gabelung, beide Alternativen mündeten jedoch im Nirwana (respektive einer an der Fuglekoje). Ups! Jetzt bekam eine am Wegpfosten provisorisch angebrachte, handgeschriebene Nachricht (eines fürsorglichen Zeitgenossen, so verstand ich es) Sinn:
Also zurück zur Abzweigung und den dortigen Weg weiter, der uns schließlich zur »Sønderho Gamle Fuglekoje« führte.
Übrigens ist die »Sønderho Fuglekoje« viel gammeliger als die »Sønderho Gamle Fuglekoje«. Eine heruntergekommene Holzhütte mit gammeligen Info-Tafeln. Sie (oder besser: den Ort, wo sie mal existierte) besichtigen zu wollen lohnt nicht. Hergerichtet wurde dort seit Jahren nichts mehr.

Am nächsten Tag wanderten wir mit Jutta und Gerhard nochmal denselben Weg. Und Jutta, scharfes Auge halt, sah an der Gabelung ins Nirwana noch einen mittleren Weg; hohes Gras, ... und in der Ferne lugte ein falunroter Pfosten mit hervor, tatsächlich. Ich glaube, ich muss doch wieder mal die Augen prüfen lassen, das hatte ich am Tag zuvor nicht gesehen.
Wir wählten dann natürlich diesen Weg. Breit war er ja. Aber zugewachsen, Matsch, Pfützen, modrigeTümpel zuhauf, stinkend, teilweise über die ganze Breite, eigentlich kaum begehbar. Zum Glück hatten wir Gummistiefel an.
Der fürsorgliche Zeitgenosse hat wohl im Wissen darum das „Außen herum“ empfehlen wollen.

Am Tag zuvor hatten wir unerwartet und überraschend Besuch bekommen. Wir hielten uns im Info-Raum auf, dankbar, dass es da trocken war, denn es regnete in Strömen. Auf einmal standen drei Stockenten zu unseren Füßen.
Sie mussten uns bemerkt haben, waren über den Sommer von den Besuchern wohl auf Futter dressiert worden.
So waren wir denn heuer gespannt, ob sie uns wieder die Ehre geben würden. Ja! Das taten sie aber erst, als wir am Ufer des Sees standen.
Dieses Mal hatten wir ein paar Krümel dabei. Und die Drei watschelten munter hinter uns her durch die ganze Fuglekoje.

 

Es waren, so Juttas App, knapp 5 Kilometer, in eineinhalb Stunden „Laufzeit“. Eine schöne Wanderung – trotz der erschwerten Bedingungen.

Noch einige Anmerkungen zum Füttern von Enten

Oft wird generell behauptet, das solle man besser unterlassen.
Stockenten sind Allesfresser, fressen alles was sie verdauen und ohne großen Aufwand erhaschen können, überwiegend pflanzliche, aber auch tierische Kost. Brot allerdings, was von Besuchern gerne verfüttert wird, enthält zu viel Salz; gesund ist das nicht, in großen Mengen sollten die Tiere das keinesfalls konsumieren. Eine einseitige Fütterung nur mit Brot führt zu Nährstoffmangel, Brot ist zudem wie „Fast Food“ – die Menschen kennen das: davon wird man fett, und das ist auch für Enten nicht gesund.
Ein weiteres Argument gegen Fütterung sind die Futterreste, die dem Wasser schaden, dessen Sauerstoffgehalt reduzieren, und die an Land Ungeziefer, Mäuse u. dgl. anziehen.
Auch verlieren die Enten bei Fütterung ihre (zum Überleben notwendige) natürliche Scheu. Und eine Gewöhnung entwöhnt von der Selbstversorgung, sie werden abhängig von der Fremdversorung; normalerweise finden sie genügend natürliche Nahrung.

Das Verhalten der Enten in der Fuglekoje zeigt, dass sie schon auf das Füttern konditioniert sind. Insbesondere in kargen Monaten, wo die Natur nicht viel hergibt, kann das das Todesurteil bedeuten.

Enten machen immer einen hungrigen Eindruck, fallen über das Fressen her und streiten darum. Das ist bei Wasservögeln normales, instinktives Verhalten, „satt“ kennen sie nicht, sie fressen was und wie viel sie bekommen können. Bei Menschen entsteht dadurch der falsche Eindruck, die „armen“ Tiere seien hungrig und bräuchten dringend Futter.

Montag, 9. Oktober 2017

Dies und das

..., unter anderem
Das Wetter und abgehangenes Holz

Wir waren schon oft im Herbst auf der Insel. Aber noch nie war das Wetter so launisch wie dieses Mal. Oft hatten wir gar einen „goldenen Oktober“ mit viel Sonne pur, die für angenehme Temperaturen sorgte. Und in den letzten Jahren mussten wir auch kaum die Heizung oder den Brennofen bemühen. Wir konnten sogar barfuß im Meer waten und auf der Veranda sonnenbaden.
Und in unserem jetzigen, bereits mehrfach in Herbst und Frühjahr genutzten Domizil hatten wir noch nie den Brennofen in Betrieb.
Die erste Woche war ja noch erträglich, es waren recht schöne Tage dabei, jedoch die zweite war schon heftig, mit Sturm und Regen haufenweise. Windstärken/-böen über 40 Knoten/sec (Windstärke 9 und mehr) und nahezu waagrecht peitschenden Wassermassen, da kommen sogar die eingefleischten Seebären (die Windstärke 7 ja noch als „steifer Wind“ bezeichnen) ins Schwitzen. Für uns ist beim Radfahren ein Gegenwind mit Windstärke 5 oder 6 schon das Limit.
Abgehangenes Holz
Es blieb nichts anderes übrig, zwei Säcke Holz erstehen, bei dem Hof nahe des Kunstladens, bei dem wir schon seit vielen Jahren selbiges kaufen.
Und die Dame des Hauses, Spezialistin für das Anzünden von Kaminen, nahm, als ich scheiterte und die Bude verqualmt hatte, das Heft in die Hand. Aber auch ihr gelang es nicht, das Ding zum Brennen zu bringen. Erst mein zweiter Versuch war mit Erfolg gekrönt.
Die Dame hatte die Übeltäter natürlich längst ausgemacht:
Erstens war statt Spaltholz auch Rundholz dabei, und außerdem war das Holz nicht abgehangen genug.
Na ja, zur Lösung des Problems haben wir die nächste Charge Brennholz auf einem anderen Hof geholt (mit weniger Rundholz), außerdem hab' ich die Holzscheite zum besseren Abhängen auf der Veranda aufgehängt.
Hat die Dame mich veräppelt, und das mit dem „abgehängt“ war ein Gag?

Zum schlechten Wetter und wie man dazu steht passt das Wort eines Einheimischen auf der irischen Insel Connemara, glücklich dort lebend:
»Eine halbe Stunde Regen, eine halbe Stunde Sonne, ... und den Rest des Tages eine Katastrophe!«

Bernsteine nada


Natürlich war das Wetter – der Wind kam aus Osten, dann Norden – keines um auf Bernsteine hoffen zu können. Nachdem sich endlich ruhiges, sonniges Wetter einstellte, haben wir es versucht, gestern und heute. Die Ausbeute könnt ihr auf den beiden Bildern besichtigen.

Jetzt dürft ihr höchstens noch raten, ob die verwendeten Teller Untersetzer von Espresso-Tassen sind oder große Beilagenplatten oder ...
Eigentlich hirnrissig, für eine solche Ausbeute stundenlang im Watt herumzustiefeln.

Berthold Brecht soll gesagt haben (ich konnte das nicht zuverlässig belegen):
»Macht ist wie Salzwasser. Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man!«
Für uns Verrückte, und wir sind ja in guter Gesellschaft, wäre „Macht“ durch „Bernstein“ zu ersetzen.

Parkscheibe


Auf der Insel gibt es recht viele Parkplätze, vor allem natürlich in Nordby, wo man eine Parkscheibe braucht.
Man darf als Urlaubsgast zwar die deutsche Version benutzen, dennoch hab' ich mir jetzt eine dänische gekauft, auch als Andenken.
In Deutschland sind die Parkuhren ½-stündig getaktet, in Dänemark ¼-stündig, das ist der einzige Unterschied.
Es ist wie bei uns auf die Ankunftszeit zu stellen. Der Zeiger muss auf die nächste Viertelstunde zeigen, innerhalb derer das Auto zum Stehen kam (z. B. Ankunft 10:06 h, einstellen auf 10:15 h).
Und nicht vergessen:
Das Bußgeld für Parkverstöße beginnt bei 70 €.

Jesses Jessens Strand

Nicht schlecht, wenn man auf Fanø auch gesellige Menschen aus der Heimat Kaiserslautern trifft, gar noch ebensolche, die wie wir der Insel seit vielen Jahren verbunden sind und die Treue halten. Die Fangemeinde ist eben riesig.
Jutta und Gerhard, z. Zt. wohnhaft in Fanø-Bad. Gerhard kocht gerne und gut; das und die Gasfreundschaft haben uns schon ein leckeres (Abend-)Essen beschert. Es gab Lasagne und Tiramisu als Nachtisch. Hmmmm!

Und vorgestern haben wir mit Jutta eine Wanderung über Søren Jessens Sand unternommen. Dieses faszinierende Stück Natur, das oft als mit einer Wüste vergleichbar beschrieben wird. Ja, schier endlos kommt es einem vor, wenn man dort wandert; Sand, nichts als Sand, so weit das Auge reicht. Letztes Jahr im Herbst hatten wir das gemacht, als über viele Tage hinweg herrliches Wetter war.
Lesen Sie meinen damaligen Post »Oh jesses Jessen«.

Dieser Tage war das Wetter aber gänzlich anders. Statt Sand gab's Wasser, reichlich. Und dann kamen mir wieder die Warnungen in den Sinn: Dass bei hoher Flut Teile des Gebiets überflutet werden (und die Flut lief gerade auf), bei Sturmflut gar zur Gänze. Von Treibsand ganz zu schweigen. Nebel allerdings war nicht zu befürchten, redete ich mir zumindest ein beim Anblick des blauen Himmels.
Nun denn. Mutig liefen wir los, ... liefen und liefen und liefen, das Wasser am Horizont war zu sehen, aber es wollte, so als liefen wir im Schneckentempo, nicht so recht näherkommen.
Schlussendlich schafften wir es aber dann doch. Bis zur Fahrrinne der Schiffe, die den Hafen Esbjerg anlaufen.


Und wir wurden von einem jungen Seehund begrüßt, der sich dort sonnte oder, so schien es uns dann, erschöpft ausruhte.
Wir wurden aber recht schnell vertrieben von der Flut, die uns mit dem Seehund einzusperren drohte.

Den gekommenen Weg zurück oder quer über Jessens Sand zum Dünengürtel, das war die Frage? Jutta nahm das Heft in die Hand und marschierte los. Na klar, sie hatte ja auch wasserfeste Wanderstiefel an, ich Lederhalbstiefel, Christel Laufschuhe. Insbesondere zum Ende hin wurde es zu einer Wattwanderung, und die Sportschuhe waren total abgesoffen.

„Jetzt sind sie eh nass, nu isses egal!“, war zu vernehmen. Wir schafften es dann doch, den Sand zu überqueren. Trotz der vielen Stellen mit saugendem Treibsand.
Die Wanderung wurde mehr und mehr zu einem Abenteuer!

Zurück in der Zivilisation, die Erleichterung war zu verspüren, haben wir gar noch Ferienhäuser längs des Dünengürtels besichtigt.
Und zum Ausklang des Abenteuers gönnten wir uns im Løven & Nymfen noch Kaffee / Cappuccino / Café Latte mit leckerem und hübsch arrangiertem Kuchen. Sogar Gerhard leistete uns Gesellschaft, er hatte gerade seine große Radtour beendet.

Im Nachhinein habe ich noch ein wenig zu Søren Jessens Sand recherchiert. Anfänglich war das, wie historisches Kartenmaterial belegt, „nur“ eine vor der Insel liegende abgetrennte Sandbank. Über die Jahrhunderte ist das zusammengewachsen.
Symptomatisch, dass unterschiedliche Karten, die heute kursieren, das unterschiedlich abbilden, wie stark das Meer die Sandbank von der Insel noch trennt.






Samstag, 7. Oktober 2017

Heureka

oder
Geschafft

Die dänische Fußballnationalmannschaft hat es tatsächlich geschafft:
Einen Auswärtssieg im vorletzen Gruppenspiel der European Qualifiers gegen den direkten Konkurrenten Montenegro.
Damit ist der zweite Platz, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt, wohl in trockenen Tüchern. Denn im letzten Spiel zuhause gegen Rumänien dürfte eigentlich nichts mehr anbrennen, zumal der direkte Konkurrent Montenegro beim Spitzenreiter Polen antreten muss.
Natürlich wurde das Ereignis in der Presse euphorisch gefeiert:

... in den Zeitungen
... im Internet





 0:1 in der 16. Minute, ... und dann das Zittern, dieses Ergebnis bis zum Schlusspfiff zu halten. Spannend war das!

In den morgigen Spielen (8. Oktober) wird die Entscheidung fallen.
Polen wird gewiss nichts anbrennen lassen, braucht nur einen Punkt zum Gruppensieg mit der direkten Qualifikation. Dänemark dürfte jedoch der zweite Platz sicher sein, braucht ebenfalls nur einen Punkt.
Damit wäre die Mannschaft für die Playoffs qualifiziert.

Playoffs?
Es sind neun Gruppen, der schlechteste Gruppenzweite scheidet aus, und dann:
The eight teams will be seeded by FIFA World Rankings published on 16 October 2017, with the top four teams in Pot 1, and the remaining four teams in Pot 2. Teams from Pot 1 play teams from Pot 2 on a home and away basis, with the order of legs decided by draw.
Die Ziehung ist am 17. Oktober, die Spiele (Hin und Rück) finden dann vom 9. bis 14. November 2017 statt.

Wir drücken der dänischen Mannschaft die Daumen!

Nachtrag vom 08.10.2017
An diesem Wochenende purzelten die Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme gleich reihenweise.
Dänemark hat zuhause gegen Rumänien 1:1 gespielt (Elfmeter, verwandelt von Eriksen).
Zugleich hat Polen wie erwartet gewonnen, 4:2 gegen Montenegro.
Damit ist Polen als Gruppenerster qualifiziert, und ...
Dänemark hat mit Platz 2 die Teilnahme an den Playoffs geschafft. Congratulations.
Man darf gespannt sein!

Aber nicht alle dänischen Fußballfans waren vollends glücklich ob des Unentschiedens. Obwohl auch ein Sieg nur zum Platz 2 gereicht hätte. Leif, der Fischhändler, war gar betrübt; denn ein 2:0-Sieg (das war sein Tipp) hätte ihm sehr viele tausend Kronen eingebracht.
Für die Playoffs war er pessimistisch, bestimmt würden den Dänen die Italiener zugelost, meinte er. Was durchaus sein kann, denn Dänemark liegt aktuell nur auf Platz 26 der FIFA-Weltrangliste, wird also wohl im Lostopf 2 landen.

Montag, 2. Oktober 2017

Ein Baum

Einem Baum in Sønderho

... wurde heute eine große Aufmerksamkeit zuteil.
Eine ganze Mannschaft und schwere Baufahrzeuge waren mit ihm beschäftigt.


Aber keine Sorge.
Er wurde nicht vollends gefällt/entfernt, sondern nur gewaltig zurückgeschnitten.
Weil er krank war.
Es war sehr spannend, dem Profi zuzuschauen, wie er ihn Stück für Stück und Ast für Ast von oben nach unten stutzte.

Der verbliebene Stamm wird hoffentlich alsbald wieder austreiben. Wir werden ihn im Auge behalten und berichten, ob er sich wieder erholt hat von der gewaltigen Amputation.




Nebeneinandem

oder
Geselliges Fahrradfahren

Ich halte fast jede Wette, dass nahezu niemand weiß, was ein „Nebeneinandem“ ist.

Ich kläre das mal auf mit einem Foto:
Australisches Modell; 1930
Das Bild ist in Wikipedia zu finden, dem dortigen Artikel zu Nebeneinandem.

Ein Nebeneinandem (auch: Buddy Bike oder Compagnionfahrrad oder Sociable) ist ein Fahrrad, auf dem zwei Personen nebeneinander sitzen und gleichberechtigt treten können. Der Name leitet sich als Kofferwort vom „Nebeneinander-Tandem“ ab (steht [noch] nicht im Duden, wohl weil aus der Mode gekommen).
Mit zwei Rädern natürlich, kein dreirädriges Tricycle (die man heute wieder häufig sieht).
Auf einen Rahmen sind an Querstreben zwei Lenker und zwei Sättel angebracht. Es gibt ein mittiges Radlager, die normalen Pedale sind auf beiden Seiten durch einen weiteren Pedalarm erweitert.
Wie beim Tandem ist ein Lenker passiv, der andere Lenker hat Lenk- und Bremshoheit.

Das zweite Bild (Bildquelle)
zeigt ein Nebeneinandem
in einer etwas moderneren Aufmachung:

Ist doch tausendmal besser als das Tandem: beide sitzen nebeneinander, es gibt keinen Hintermann oder keine Hinterfrau, der/die nichts sieht und den Schweißgeruch und das Gepupse des Vorderen ertragen muss. Und eine Unterhaltung ist bei einem Tandem auch kaum möglich.

Radfahren, jeder weiß das, ist eigentlich eine sehr unsoziale Beschäftigung. Man macht zwar eine gemeinsame Radtour, aber unterhalten kann man sich kaum, wenn man ordnungsgemäß hintereinander fährt, bei starken Wind schon mal gar nicht. Paare oder Gruppen fahren deswegen häufig nebeneinander und beschwören ob dessen auf Straßen oder auch Radwegen so manche gefährliche Situation herauf. Bei jeder Tour erlebe ich das.
Wir strampeln zig Kilometer und haben unterwegs kein einziges Wort miteinander geredet.
Beim Nebeneinandem, dicht an dicht, kann man plaudern, ohne unachtsam zu sein und den Verkehr aus dem Auge zu verlieren.
In dem Wikipedia-Artikel steht, gar gegenteilig und lustig, »... welches es Herren ermöglichte, Zeit mit einer Dame zu verbringen, ohne dass die gemeinsame Aktivität eine zu starke Annäherung erlauben würde.«, also bitte beide Hände am Lenker lassen.

In einem weiteren Artikel über dieses Fahrrad ist zu lesen, man müsse sich, um einen Sturz zu vermeiden, mit seinem Nebenmann oder seiner Nebenfrau gut verstehen. Da aber einer die aktive Lenk- und Bremshoheit hat, kann es nicht passieren, dass man in verschiedene Richtungen lenkt, oder einer strampelt, während der andere bremst. Eine gewisse Koordination braucht es aber, damit z. B. der passive Fahrer beim unerwarteten Bremsen nicht den Abflug über den Lenker macht.
Zu lesen ist da auch, man müsse sich absprechen, auf welche Seite man kippe beim Anhalten/Absteigen. Ist natürlich Unsinn, gekippt wird gar nicht, das Rad bleibt gerade und einer steigt nach links, der andere nach rechts ab.
Aber Nebeneinandem fahren, das ist wie das richtige Leben.

Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, wie das gut geht, möge sich Videos anschauen, etwa bei Buddybike. In Berlin kann man gar Nebeneinandems leihen.
Schöne Videos: »Buddy Bike« oder mit vollem Speed »Buddybike on Speed« oder ...

Gäb's sowas auf der Insel, würden wir gerne davon Gebrauch machen.
Gewiss könnten wir auf dieses Weise kräftigen Gegenwind besser bewältigen.



Sonntag, 1. Oktober 2017

Hicks!

oder
Ein gutes Schlöckchen

Erstmals begegnet bin ich der Sache bei Rudbecks. Da lag eine Postkarte aus mit einem schönen Segelschiff in stürmischer See. Der Beschriftung „FANØ SKIPSROM ®“ schenkte ich keine sonderliche Beachtung.

Gleich danach begegnete mit das wieder, beim Slagter Christiansen. Da standen zwei angebrochene Fläschchen nebst einem Stapel Probiergläschen.
Beim Slagter ist das ja des Öfteren der Fall, dass es Sachen zu probieren gibt.
Ich bestaune immer jene Menschen, die da recht hemmungslos zugreifen.
Ich selbst mag das nicht, anerzogene Hemmungen eben. Den Satz „Das macht man nicht!“ hab ich in meinem Leben sehr oft gehört.
Da ich außerdem ganz selten hochprozentigen Alkohol trinke (inzwischen hatte ich verstanden, dass ROM Rum bedeutet, Skibsrom Schiffsrum), machte ich keinen Gebrauch von dem freundlichen Angebot.

Wolldecke ca. 2,20 ٠ 1,50
Die nächste Begegnung mit den beiden angebrochenen Fläschchen hatte ich dann bei Lis, der „Wollfrau“, bei Uldsnedkeren in Sønderho (wir hatten dort eine Decke erstanden, gefertigt aus der Wolle der Fanø-Gotlandschafe, tierisch kuschelig, da wird dir schon warm, wenn du sie nur anguckst).

Dort bei Lis dasselbe Arrangement dieser beiden braunen Flaschen mit Probiergläschen.
Bei Menschen, die man schon seit Jahren kennt, ist das kein Problem nachzufragen, was das denn sei. Und wir wurden lückenlos aufgeklärt.
Es handelt sind um originalen Jamaika-Rum, der importiert und vor Ort mit Ingredienzen (Vanille, Sanddorn, ...) verfeinert wird. Und zwar in zwei unterschiedlichen Nuancen dem weiblichen (feiner, softer, ...) und dem männlichen Geschmack entsprechend, Havfruen (Meerjungfrau, Meerfrau, Nixe) und Havmanden (Meermann, Meeresgott, Poseidon) genannt.
Wir haben beide beides probiert. Havfruen ist echt superlecker (!), fanden wir übereinstimmend. Havmanden ist auch gut, aber nicht ganz so fein (scheint wie im wirklichen Leben zu sein).
Dass wir nicht allein stehen mit dieser Einschätzung, zeigen die Inhalte der Probierflaschen: In allen Probierstationen war die Havmanden-Flasche noch voller als Havfruen. Am Alkohol liegt es definitiv nicht, beide haben 41,5 Vol.-%.

Die Dänen sind's wohl gewöhnt, aber für uns kommt die Ernüchterung (im wahrsten Sinne des Wortes), wenn man die Preise sieht. Die 35-cl-Flasche kostet 249 DKR (rd. 34,10 €), die 70-cl-Flasche 399 DKR (rd. 54,70 €). Ups!

Die doppelte Menge kostet nur den 1,6-fachen Preis. Verführt das zu erhöhtem Konsum (nach dem Motto „Wenn du mehr trinkst, wird's billiger!“)?

Ein kleiner Scherz am Rande:
An der Südspitze der Insel wird dieses Probieren in fünf Locations angeboten. Wenn wir die alle durchlaufen und je zwei Schnapsgläser/Stamperl à 2 cl verkosten, haben wir 20 cl intus.
Dann fahren wir (mit dem Bus!) nach Norden, dort finden wir weitere 7 Lokalitäten, wo wir das genauso machen, ergibt 28 cl.
Insgesamt hätten wir dann je 48 cl Skipsrom getrunken. Ich wäre dann ...? Ja, richtig, stockbesoffen bzw. krankenhausreif. Der Promillerechner ermittelt 3,02 Promille.
Begnügen wir uns also besser mit der Südspitze!
Ein solch feines Getränk „säuft/stürzt“ man nicht, sondern genießt es – nippend.

Ach ja, hicks! Besuchen Sie die Homepage von Skipsrom für weitere Informationen:

https://www.fanoeskibsrom.dk/