Montag, 2. Oktober 2017

Nebeneinandem

oder
Geselliges Fahrradfahren

Ich halte fast jede Wette, dass nahezu niemand weiß, was ein „Nebeneinandem“ ist.

Ich kläre das mal auf mit einem Foto:
Australisches Modell; 1930
Das Bild ist in Wikipedia zu finden, dem dortigen Artikel zu Nebeneinandem.

Ein Nebeneinandem (auch: Buddy Bike oder Compagnionfahrrad oder Sociable) ist ein Fahrrad, auf dem zwei Personen nebeneinander sitzen und gleichberechtigt treten können. Der Name leitet sich als Kofferwort vom „Nebeneinander-Tandem“ ab (steht [noch] nicht im Duden, wohl weil aus der Mode gekommen).
Mit zwei Rädern natürlich, kein dreirädriges Tricycle (die man heute wieder häufig sieht).
Auf einen Rahmen sind an Querstreben zwei Lenker und zwei Sättel angebracht. Es gibt ein mittiges Radlager, die normalen Pedale sind auf beiden Seiten durch einen weiteren Pedalarm erweitert.
Wie beim Tandem ist ein Lenker passiv, der andere Lenker hat Lenk- und Bremshoheit.

Das zweite Bild (Bildquelle)
zeigt ein Nebeneinandem
in einer etwas moderneren Aufmachung:

Ist doch tausendmal besser als das Tandem: beide sitzen nebeneinander, es gibt keinen Hintermann oder keine Hinterfrau, der/die nichts sieht und den Schweißgeruch und das Gepupse des Vorderen ertragen muss. Und eine Unterhaltung ist bei einem Tandem auch kaum möglich.

Radfahren, jeder weiß das, ist eigentlich eine sehr unsoziale Beschäftigung. Man macht zwar eine gemeinsame Radtour, aber unterhalten kann man sich kaum, wenn man ordnungsgemäß hintereinander fährt, bei starken Wind schon mal gar nicht. Paare oder Gruppen fahren deswegen häufig nebeneinander und beschwören ob dessen auf Straßen oder auch Radwegen so manche gefährliche Situation herauf. Bei jeder Tour erlebe ich das.
Wir strampeln zig Kilometer und haben unterwegs kein einziges Wort miteinander geredet.
Beim Nebeneinandem, dicht an dicht, kann man plaudern, ohne unachtsam zu sein und den Verkehr aus dem Auge zu verlieren.
In dem Wikipedia-Artikel steht, gar gegenteilig und lustig, »... welches es Herren ermöglichte, Zeit mit einer Dame zu verbringen, ohne dass die gemeinsame Aktivität eine zu starke Annäherung erlauben würde.«, also bitte beide Hände am Lenker lassen.

In einem weiteren Artikel über dieses Fahrrad ist zu lesen, man müsse sich, um einen Sturz zu vermeiden, mit seinem Nebenmann oder seiner Nebenfrau gut verstehen. Da aber einer die aktive Lenk- und Bremshoheit hat, kann es nicht passieren, dass man in verschiedene Richtungen lenkt, oder einer strampelt, während der andere bremst. Eine gewisse Koordination braucht es aber, damit z. B. der passive Fahrer beim unerwarteten Bremsen nicht den Abflug über den Lenker macht.
Zu lesen ist da auch, man müsse sich absprechen, auf welche Seite man kippe beim Anhalten/Absteigen. Ist natürlich Unsinn, gekippt wird gar nicht, das Rad bleibt gerade und einer steigt nach links, der andere nach rechts ab.
Aber Nebeneinandem fahren, das ist wie das richtige Leben.

Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, wie das gut geht, möge sich Videos anschauen, etwa bei Buddybike. In Berlin kann man gar Nebeneinandems leihen.
Schöne Videos: »Buddy Bike« oder mit vollem Speed »Buddybike on Speed« oder ...

Gäb's sowas auf der Insel, würden wir gerne davon Gebrauch machen.
Gewiss könnten wir auf dieses Weise kräftigen Gegenwind besser bewältigen.



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