Das Wetter und abgehangenes Holz
Wir waren schon oft im Herbst auf der Insel. Aber noch nie war das Wetter so launisch wie dieses Mal. Oft hatten wir gar einen „goldenen Oktober“ mit viel Sonne pur, die für angenehme Temperaturen sorgte. Und in den letzten Jahren mussten wir auch kaum die Heizung oder den Brennofen bemühen. Wir konnten sogar barfuß im Meer waten und auf der Veranda sonnenbaden.
Und in unserem jetzigen, bereits mehrfach in Herbst und Frühjahr genutzten Domizil hatten wir noch nie den Brennofen in Betrieb.
Die erste Woche war ja noch erträglich, es waren recht schöne Tage dabei, jedoch die zweite war schon heftig, mit Sturm und Regen haufenweise. Windstärken/-böen über 40 Knoten/sec (Windstärke 9 und mehr) und nahezu waagrecht peitschenden Wassermassen, da kommen sogar die eingefleischten Seebären (die Windstärke 7 ja noch als „steifer Wind“ bezeichnen) ins Schwitzen. Für uns ist beim Radfahren ein Gegenwind mit Windstärke 5 oder 6 schon das Limit.
Abgehangenes Holz |
Und die Dame des Hauses, Spezialistin für das Anzünden von Kaminen, nahm, als ich scheiterte und die Bude verqualmt hatte, das Heft in die Hand. Aber auch ihr gelang es nicht, das Ding zum Brennen zu bringen. Erst mein zweiter Versuch war mit Erfolg gekrönt.
Die Dame hatte die Übeltäter natürlich längst ausgemacht:
Erstens war statt Spaltholz auch Rundholz dabei, und außerdem war das Holz nicht abgehangen genug.
Na ja, zur Lösung des Problems haben wir die nächste Charge Brennholz auf einem anderen Hof geholt (mit weniger Rundholz), außerdem hab' ich die Holzscheite zum besseren Abhängen auf der Veranda aufgehängt.
Hat die Dame mich veräppelt, und das mit dem „abgehängt“ war ein Gag?
Zum schlechten Wetter und wie man dazu steht passt das Wort eines Einheimischen auf der irischen Insel Connemara, glücklich dort lebend:
»Eine halbe Stunde Regen, eine halbe Stunde Sonne, ... und den Rest des Tages eine Katastrophe!«
Bernsteine nada
Natürlich war das Wetter – der Wind kam aus Osten, dann Norden – keines um auf Bernsteine hoffen zu können. Nachdem sich endlich ruhiges, sonniges Wetter einstellte, haben wir es versucht, gestern und heute. Die Ausbeute könnt ihr auf den beiden Bildern besichtigen.
Jetzt dürft ihr höchstens noch raten, ob die verwendeten Teller Untersetzer von Espresso-Tassen sind oder große Beilagenplatten oder ...
Eigentlich hirnrissig, für eine solche Ausbeute stundenlang im Watt herumzustiefeln.
Berthold Brecht soll gesagt haben (ich konnte das nicht zuverlässig belegen):
»Macht ist wie Salzwasser. Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man!«
Für uns Verrückte, und wir sind ja in guter Gesellschaft, wäre „Macht“ durch „Bernstein“ zu ersetzen.
Parkscheibe
Auf der Insel gibt es recht viele Parkplätze, vor allem natürlich in Nordby, wo man eine Parkscheibe braucht.
Man darf als Urlaubsgast zwar die deutsche Version benutzen, dennoch hab' ich mir jetzt eine dänische gekauft, auch als Andenken.
In Deutschland sind die Parkuhren ½-stündig getaktet, in Dänemark ¼-stündig, das ist der einzige Unterschied.
Es ist wie bei uns auf die Ankunftszeit zu stellen. Der Zeiger muss auf die nächste Viertelstunde zeigen, innerhalb derer das Auto zum Stehen kam (z. B. Ankunft 10:06 h, einstellen auf 10:15 h).
Und nicht vergessen:
Das Bußgeld für Parkverstöße beginnt bei 70 €.
Jesses Jessens Strand
Nicht schlecht, wenn man auf Fanø auch gesellige Menschen aus der Heimat Kaiserslautern trifft, gar noch ebensolche, die wie wir der Insel seit vielen Jahren verbunden sind und die Treue halten. Die Fangemeinde ist eben riesig.
Jutta und Gerhard, z. Zt. wohnhaft in Fanø-Bad. Gerhard kocht gerne und gut; das und die Gasfreundschaft haben uns schon ein leckeres (Abend-)Essen beschert. Es gab Lasagne und Tiramisu als Nachtisch. Hmmmm!
Und vorgestern haben wir mit Jutta eine Wanderung über Søren Jessens Sand unternommen. Dieses faszinierende Stück Natur, das oft als mit einer Wüste vergleichbar beschrieben wird. Ja, schier endlos kommt es einem vor, wenn man dort wandert; Sand, nichts als Sand, so weit das Auge reicht. Letztes Jahr im Herbst hatten wir das gemacht, als über viele Tage hinweg herrliches Wetter war.
Lesen Sie meinen damaligen Post »Oh jesses Jessen«.
Dieser Tage war das Wetter aber gänzlich anders. Statt Sand gab's Wasser, reichlich. Und dann kamen mir wieder die Warnungen in den Sinn: Dass bei hoher Flut Teile des Gebiets überflutet werden (und die Flut lief gerade auf), bei Sturmflut gar zur Gänze. Von Treibsand ganz zu schweigen. Nebel allerdings war nicht zu befürchten, redete ich mir zumindest ein beim Anblick des blauen Himmels.
Nun denn. Mutig liefen wir los, ... liefen und liefen und liefen, das Wasser am Horizont war zu sehen, aber es wollte, so als liefen wir im Schneckentempo, nicht so recht näherkommen.
Schlussendlich schafften wir es aber dann doch. Bis zur Fahrrinne der Schiffe, die den Hafen Esbjerg anlaufen.
Und wir wurden von einem jungen Seehund begrüßt, der sich dort sonnte oder, so schien es uns dann, erschöpft ausruhte.
Wir wurden aber recht schnell vertrieben von der Flut, die uns mit dem Seehund einzusperren drohte.
Den gekommenen Weg zurück oder quer über Jessens Sand zum Dünengürtel, das war die Frage? Jutta nahm das Heft in die Hand und marschierte los. Na klar, sie hatte ja auch wasserfeste Wanderstiefel an, ich Lederhalbstiefel, Christel Laufschuhe. Insbesondere zum Ende hin wurde es zu einer Wattwanderung, und die Sportschuhe waren total abgesoffen.
„Jetzt sind sie eh nass, nu isses egal!“, war zu vernehmen. Wir schafften es dann doch, den Sand zu überqueren. Trotz der vielen Stellen mit saugendem Treibsand.
Die Wanderung wurde mehr und mehr zu einem Abenteuer!
Zurück in der Zivilisation, die Erleichterung war zu verspüren, haben wir gar noch Ferienhäuser längs des Dünengürtels besichtigt.
Und zum Ausklang des Abenteuers gönnten wir uns im Løven & Nymfen noch Kaffee / Cappuccino / Café Latte mit leckerem und hübsch arrangiertem Kuchen. Sogar Gerhard leistete uns Gesellschaft, er hatte gerade seine große Radtour beendet.
Im Nachhinein habe ich noch ein wenig zu Søren Jessens Sand recherchiert. Anfänglich war das, wie historisches Kartenmaterial belegt, „nur“ eine vor der Insel liegende abgetrennte Sandbank. Über die Jahrhunderte ist das zusammengewachsen.
Symptomatisch, dass unterschiedliche Karten, die heute kursieren, das unterschiedlich abbilden, wie stark das Meer die Sandbank von der Insel noch trennt.
Danke., sehr nett beschrieben.
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