Wenn man einen Post schreibt, ist es immer eine Frage, wie man ihn einbindet in den Blog und mit dem, was zuvor geschrieben wurde bzw. nachfolgen soll, verknüpft.
Unter uns: Häufig ist es die bessere Strategie, einfach „(frei) von der Leber weg“ zu schreiben, ohne sich darum große Gedanken zu machen.
„Von der Leber weg“ heißt auf Englisch „straight from the heart“ oder „just as it comes to mind” oder „speaking frankly”. Laut Wiktionary rührt diese Redewendung von der alten Vorstellung her, die Leber sei Sitz der Gefühle und der Empfindungen.
Welches Körperorgan ihr da bemühen müsst, hängt wohl sehr von der Art des Textes ab. Für einen Sachtext sollte wohl eher das Gehirn herangezogen werden. Für einen Post sollten aber auch Herz und Leber bemüht werden.
Meine Idee, nach dem Post zu den Nisser etwas über „Dansk Jul“ zu schreiben, wächst sich zum Projekt aus. Denn das ist derart umfänglich, dass man 100-seitige Bücher damit füllen könnte. Und wenn jemand (wie ich) auf die Idee kommt, Wikipedia zum „Julfest“ zu befragen, der wird das ob der Komplexität und des Umfangs schnell wieder sein lassen. Schwere Kost sozusagen, die sich nicht in die Kurzform eines Posts wandeln lässt.
Vorsichtshalber hab ich den Post mal mit „(1)“ nummeriert, denn da folgen gewiss noch weitere.
Skandinavische Weihnachtsgrüße |
Dansk Jul |
Torkild Hinrichsen ist ein deutscher Kunsthistoriker, ehemaliger Museumsdirektor, der sich auskennt, jede Menge historische Fakten liefern kann.
Das andere ist ein schönes, schmuckes Geschenkbuch mit Erläuterungen zu skandinavischen Bräuchen, mit Rezepten (z. B. dänischem Mandelmilchreis „Riz à l'Amande“ oder „Dansk Julegløgg“) und einer Bastelanleitung für Julehjerter.
Aber zurück zu der Frage „Wie komme ich von Nissen zu Jul/Jule und Juletid“?
Überhaupt kein Problem, denn Nisser sind zuhauf mit Jule untrennbar verbunden.
Und wenn uns in der Weihnachtszeit in Dänemark allerorten „Nikolausmützen“ begegnen – fast jeder trägt eine –, dann sind das Nissemützen, nicht jene des Nikolaus plus Knecht Ruprecht in unserem Verständnis.
Aktuelle Gegebenheiten machen mir es leicht, die Kurve zu kriegen, und damit sind wir schon bei dem ersten Brauch, nämlich der nunmehr erschienenen aktuellen Julemærke für 2017.
Julemærke
Seit dem Jahr 1904, seit über 100 Jahren also, gibt es jedes Jahr ab November eine „Julemærke“, eine Weihnachtsbriefmarke, zu erstehen bei der Post oder in Geschäften (butikker).
Ein junger Postbeamter hatte diese Idee, der Erlös sollte damals wie heute bedürftigen Kindern helfen. Sie wird immer von einem anderen Künstler gestaltet.
Dieses Jahr 2017 entworfen von Miwer = Michael Wettendorff (dänischer Illustrator und Autor mit Wohnsitz in Kopenhagen). Schön hat der Künstler das gemacht, auf dem Nissenhof ist viel los, und es gibt Nisser zuhauf. Der Titel seines Werkes ist „jul i den gamle nissegård”, also „Weihnachten auf dem alten Nissenhof“. Womit der Kreis zu meinem Post „Der Sætternisse“ geschlossen wäre.
Die Weihnachtsbriefmarke gibt es in verschiedenen Stückzahlen von 5 (30 DKK), 10 (25 DKK) oder 30 Marken (60 DKK), in verschiedenen Ausführungen (gummiert, selbstklebend, …, Heftchen, Bögen). Inzwischen werden auch Geschenkgutscheine, ein A3-Poster, ein Puzzle, Sammelmappen, Weihnachtskarten, Rubbellos etc. angeboten. Online zu erstehen bei julemærket.
Und die Aktion ist gar vollends auf der Höhe der Zeit. Die Julemærker (die 50 Detailmotive) sind als elektronische Weihnachtskarten zu haben und als Implikation (Tag) in E-Mails; das einjährige Nutzungsrecht ist für 250 DKK zu haben.
Wenn im Netz von dieser „Julemærke“ die Rede ist, wird das übersetzt mit „Weihnachtsbriefmarke“, … was eine falsche Vorstellung provoziert. Es sind keine offiziellen Briefmarken, mit denen Sendungen freigemacht werden können (die müssten „frimærke“ genannt werden; ein Wert in DKK ist ja nicht angegeben), sondern Klebebildchen, richtigen Briefmarken nachempfunden. Dennoch eine schöne Spendenaktion eben für bedürftige Kinder.
Und längst sind diese „Briefmarken“ wohl auch Sammlerobjekte geworden. Und wer Nissen/Nisser-Fan ist, der müsste davon etwas seiner Sammlung einverleiben.
Weihnachten 2017 |
Bei uns sind das die „Wohlfahrtsmarken“ der Aktion „Porto mit Herz“. Da wird die Spende beim Erwerb gleich mitkassiert. Den Dänen bleibt es vorbehalten, welche Spende sie über die Julemærke mit einer Brief- oder Postkartensendung verbinden möchten.
In den dänischen Sammlerbörsen sind dann auch jede Menge Julemærker früherer Jahre und damit bestückte Weihnachtskarten etc. zu finden.
Der 50er-Bogen von 1940 mit dem Symbol der Friedenstaube (fredsdue) wird aktuell mit 2.200 DKK gehandelt.
„Mor og barn (Mutter und Kind)“.
Bei der Beschäftigung mit der Julemærke kommen wir an der dänischen Königin Margrethe II. nicht vorbei. Denn auch sie hat schon dreimal eine Julemærke entworfen: 1970, 2003 (die hundertste) und 2015.
Margrethe II ist übrigens eine faszinierende Frau. Wikipedia schreibt über sie:
»Margrethe hat auch als Grafikerin, Malerin und Übersetzerin Bekanntheit erlangt. Sie hat verschiedene Briefmarken entworfen und zahlreiche Bücher illustriert, unter anderem 1977 – unter dem Pseudonym Ingahild Grathmer – die dänische Ausgabe von 'Der Herr der Ringe'.«
Die Königin ist übrigens die einzige Person in ganz Dänemark, die zu siezen ist. Alle anderen Menschen sind per du. Jemand anderen zu siezen, ist nicht schicklich, ist ein Fauxpas.
Vielleicht ist das auch eine Facette von „Hygge“. Denn Dissensen oder Irritationen und daraus resultierende Konflikte mit „Sie“ und „du“ können gar nicht erst entstehen.
Die folgenden Marken sind ihr Werk:
1970 Juleforberedelse i himmelborgen (Weihnachtsvorbereitung in der Himmelsburg)
2003 Hjerternes fest (Fest der Herzen)
2015 Hvilket postbud – en due (Was für ein Postbote – eine Taube)