Samstag, 30. September 2017

Ein schmuckes Fahrrad

oder auf neudeutsch:
Ein geiles Fahrrad

Das ist so etwas Besonderes, dass es einen extra Post verdient hat, statt nur unter „Sammelsurium“ zu erscheinen.
Am Montag nach unserer Ankunft gab's die große Besichtigungs-/Catering-Tour ins Städtchen nach Nordby. Im wahrsten Sinne des Wortes ein „Marathon“.  Danibo – Slagter – Blomster – SuperBrugsen – Rudbecks – Spar – Kunstladen, und schlussendlich noch Brugsen Sønderho. Das hat ein Weilchen gedauert!
Neben Blomster im alten Brugs gibt's das Geschäft „Westwind“ mit Kleidung/Sportkleidung. Wir hatten da im Mai schon erstklassige Gummistiefel der norwegischen Firma Viking erstanden.
In diesem Laden steht als Dekoration ein Damen-Tourenrad:


H2O ist nicht das Fabrikat, sondern das Signet einer dänischen Sportartikelfirma. Dieses Fahrrad kann man sich online konfigurieren, z. B. mit einem eigenen Logo versehen.
Das Bike ist überaus stabil, solide, bestens verarbeitet, hervorragend lackiert. Der Schmutzfänger am Schutzblech ist wie der Sattel und die Werkzeugtasche aus erstklassigem Leder.
Endlich mal ein Fahrrad, das den Unbilden von Feuchtigkeit und Salz sehr gut widerstehen kann!

Der Hersteller ist die dänische Firma „Velorbis“ mit Sitz in Kopenhagen. Besuchen Sie die Homepage und spielen Sie ein bisschen mit dem Konfigurator. Toll, welche individuellen Unikate man sich dort zusammenstellen kann. Richtige Hingucker.

Quelle: velorbis.com
Nebenstehend ein Beispiel (Screenshot aus dem Konfigurator).

Der Wermutstropfen:
Das Fahrrad, das bei Westwind steht, wir wohl so ca. 1.500,- Euro kosten. Ups!

Ach ja! Wenn Sie mal in Kopenhagen sind, können Sie sich ein Velorbis-Rad leihen, zur Probefahrt.


Flora und Fauna

Fanø ist ja ein Eldorado für Naturliebhaber. Gestern gab's eine kleine Radtour zum Pælebjerg, dieses Mal aber nicht, um die Aussicht zu genießen, sondern um Blumen und Pilze etc. zu bewundern.

Brombeerenernte
Die Dame des Hauses hatte die Tage zuvor schon damit begonnen, die Natur zu räubern:  Brombeeren wurden gesammelt. Ihre „Beute“ konnte sich sehen lassen (ein Pfund war es gewiss). Und die wurde erntefrisch in Marmelade verwandelt, 100 Pro ökologisch.
Ich hab davon gekostet, schmeckt eigentlich lecker, und Magenbeschwerden hab ich auch nicht gekriegt. Aber ein bisschen Skepsis bleibt doch. Brombeeren lassen sich eher schlecht waschen; weiß der Teufel, wie viel Fleisch- oder Feinstaubeinlagen und sonstige Beigaben den Weg ins Marmeladenglas gefunden haben.

Pilze jede Menge
Was Pilze betrifft, bin ich ein absoluter Laie. Ich kenne einige wenige, die man essen kann/darf und auch ein paar der überaus giftigen (wie Fliegenpilz und Knollenblätterpilz).
Deswegen meine Frage:
Welche Pilze sind das, die ich gestern fotografiert habe, und welche darf man essen, welche sind schmackhaft, welche tödlich?
Es mögen sich aber bitte nur jene Menschen zu Wort melden, die sich da sehr gut auskennen.

Ein seltsames Nest
Bei unserer Tour entdeckten wir in einer Astgabelung einer „Baumleiche“ auf einer relativ offenen Fläche ein Nest. In einer nahezu perfekt runden Form ähnlich einer aufgeschnittenen halben Kokosnuss mit einer stabilen Wandung, die aus gekleistertem Moos gefertigt scheint. Die feste Form hat oben einen Durchmesser von ca. 12 cm.

Wer weiß, welcher Vogel oder welches andere Tierchen einen solch perfekten Nestbau hinbringt?


Blumiges
Auf unserer Tour wurden auch Blümchen gesammelt.
Ein repräsentativer Querschnitt der Fauna rund um den Pælebjerg?
Wer kann die Blumen identifizieren?


Und noch ein kleiner Spaß:
Schwups, hat der Waldschrat das Wildblumengebinde in das leere Vogelnest verfrachtet.

Waldschrat?
Als ich auf Fanø mal ein Selfie von mir machte, sagte jemand zu mir „Sieht aus wie ein Waldschrat!“

Das Ameisenvolk
Gleich am ersten Tag haben wir „unser“ Ameisenvolk besucht, um zu sehen, wie es den munteren emsigen Gesellen geht.
Wunderbar!
Der in den letzten Jahren teilweise zerstörte Bau ist wieder nahezu perfekt zu einem Kegel aufgehäuft.
Viel Betrieb war nicht, wohl zu kühl. Aber: Es geht den emsigen Gesellen gut!

Freitag, 29. September 2017

Sammelsurium – zweiter Teil

oder
Was haben wir in den ersten Tagen auf der Insel erlebt?

Die Avenue des Champs-Élysées der Fahrradwege


Die Tour zum Pælebjerg war eine unserer ersten. Galt es doch, das im Mai noch in Arbeit/Renovierung befindliche Wegstück Strand<>Pælebjerg zu besichtigen, auszuprobieren.
Was soll ich euch sagen! Das ist bestens gelungen. Ursprünglich ein matschiger, von Pfützen und stinkenden Tümpeln durchzogener Pfad, mit dem Fahrrad kaum zu befahren, zu Fuß ein schreckliches Stück Weg. Und das als Teil der Panoramaroute 404!


Jetzt?
Das schönste Stück Fahrradweg in ganz Europa, sozusagen die Champs-Élysée der Fahrradwege. Zum Teil belegt mit Muschelbruch (blau/weiß), zum Teil mit Schotterbruch (gelblich).
Der Muschelbruch sieht sehr vornehm aus, und man fährt gut auf ihm.
Auch der Weg zum Strandsø ist damit belegt.
Das Bild zeigt den Weg von der Wegmarkierung am Strand längs 1-2-3-4 zum Pælebjerg und eine Nahaufnahme des Muschelbruchbelages.


Der Feuerteufel in Sønderho 

Beim ersten Spaziergang durch Sønderho traf uns fast der Schlag:
Die Brandruine eines reetgedeckten Sønderho-Hauses! Nord Land, gegenüber des Kunstmuseums.
Am 11. September 2017 ist das passiert.
Wohl ein großes Glück, dass die Häuser dort nicht so dicht stehen. Die Feuerwehr hatte gewiss zu tun, um ein Übergreifen des Brandes auf andere Gebäude zu verhindern. Aber sie war wohl machtlos, das Haus zu retten.

Lesen Sie den Bericht auf tvsyd.dk:
»En voldsom brand har natten til mandag lagt et bevaringsværdigt hus i Sønderho på Fanø i ruiner«.
Übersetzt:
Ein schweres Feuer hat am Montag ein erhaltenswertes Haus in Sønderho auf Fanø in eine Ruine verwandelt
.

Wir fragten uns schon immer, was wohl passiere, wenn in reetgedeckten Häusern ein Feuer ausbricht.
Ein bisschen Aufklärung gab uns die Information in der Presse beim Brand eines historischen Reetdachhauses in Husby im Kreis Schleswig-Flensburg am 28. September. Das Haus konnte nicht gerettet werden, weil das Reetdach kaum Wasser eindringen lässt, das Löschen also nicht gelingt.
Welch ein Dilemma: Ein gutes Dach zu haben, kann sich als schlecht erweisen. 

Was ist schöner, Drachen oder Windräder?



Sammelsurium – erster Teil

oder
Was haben wir in den ersten Tagen auf der Insel erlebt?

Die Anreise

Über die Anreise verlier ich nicht viel Worte. The same procedure as every year!
Screenshot
Google Maps
Jedoch blieben wir erfreulicherweise von größeren Staus einigermaßen verschont. Lediglich bei Kassel haben die Strategen der Baustellenplanung drei Spuren gleich auf nur eine verengt, was sich prompt zu einem prächtigen Stau auswuchs. Zum Glück waren wir recht früh dran, so dass das nur ca. eine Viertelstunde kostete. Auch am Grenzübergang ging’s zwar zäh voran, aber doch zügiger als erwartet.

Die Beifahrerin zählte die Baustellen. Sie kam auf 18. Da sie aber zwischenzeitlich des Öfteren döste, ist die Zahl gewiss um einiges höher. Was nervt, ist, dass diese immer länger werden. Die ziehen sich inzwischen wie Gummi über viele, viele Kilometer. Und jenseits von Hamburg eine nach der anderen. Auf Google Maps reihen sich die Baustellen fast wie die Perlen auf einer Schnur aneinander.
Baustelle auf der E20
Auf der linken Spur ist Gegenverkehr!
Und auch die Dänen hatten diesbezüglich ein Überraschungsei parat. Wir fahren ja meist über Kolding die E45/E20 (weil das nach Ansicht der Navi-Tussi schneller geht als über Ribe), und längs der E20 von Kolding nach Esbjerg wird z. Zt. in langen Passagen die Fahrbahndecke erneuert. Aber das ging reibungslos, ohne Stau, wenn auch bloß mit 80 km/h.
Überaus bemerkenswert, wie diese Baustellen eingerichtet sind. Bei uns mächtige lange Betonpoller, mit denen bei Gegenverkehr die Spuren getrennt werden. Dort sind nur an jedem Markierungsstrich zwischen den Spuren kleine „Sticker“ (Katzenaugen) angebracht, trotz des auf der linken Spur laufenden Gegenverkehrs.
Ist das dem weitaus höheren Verkehrsaufkommen in Deutschland geschuldet? Oder erhöht das gar die Aufmerksamkeit beim Durchfahren der Baustelle? Zumal man bei uns vor lauter Markierungen und Beschilderungen des Öfteren die Orientierung zu verlieren droht? Oder können die Dänen vertrauen auf die ausgeprägte Disziplin der Autofahrer, was die Geschwindigkeitsbegrenzung betrifft? Die ist bei uns nämlich unterirdisch! Und wie viele Spezies kämen bei Stau auf die Idee zu wenden?

Wie der Zufall so spielt

Mitunter gerät man mächtig ins Staunen, welche Zufälle es gibt.
Auf der Insel angekommen, geht’s in der Regel zum Superbrugsen, um das Nötigste für den ersten Tag einzukaufen. Brot/Brötchen, Butter, Eier usf.
Und beim Verlassen des Tempels kommen mir Anke, Helen und Maya entgegen. So ebbes! Sie wohnen in Sønderho, sind zum Einkauf nach Nordby gefahren und kommen ausgerechnet zu jener Zeit dort an. Würde ich mich als Mathematiker daranmachen, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, sie wäre verschwindend gering, so ähnlich wie ein Sechser plus Superzahl im Lotto. Die Freude war groß, sofort ging das Palaver los. Unter uns und trotz der großen Freude, der Hauptgewinn im Lotto wäre mir lieber gewesen. Die drei Damen der drei Generationen werden mir das nachsehen.

Manchmal hört man Geschichten, dass Lottospieler gleich mehrfach große Gewinne eingefahren haben. So ging’s uns auch.
Am übernächsten Tag, bei der Fahrradtour längs des Strandes zum Pælebjerg stiegen wir vom Berg hinab, und von unten kamen uns Uwe Apel nebst Frau und einem Enkelkind (Uwe hat 7 Enkelchen) entgegen. Sie machten eine Fahrradtour.
Uwe Apel ist der Bernsteinschleifer, der zig Jahre lang das schöne Geschäftchen in Nordby betrieb, der seit nunmehr zwei Jahren im Ruhestand ist. In meinen Posts „Altlasten“ und „Ereignisreich“ hatte ich von ihm erzählt.

Apropos Pælebjerg. Die vor ein paar Monaten noch so unpassend erscheinende Renovierung hat inzwischen schon ein wenig Patina angesetzt, springt nicht mehr so sehr als neu ins Auge.
Sagen wir besser: Die Natur hat begonnen, das zu vereinnahmen. Auch die Nutzer werden ihren Teil dazu beigetragen haben. Wie viele Besucher haben wohl seit Mai den Gipfel erklommen?
Vielleicht könnte man noch unauffällig ein raucherfreundliches Abfallkörbchen anbringen, damit die Raucher nicht die Löcher als Aschenbecher missbrauchen.



Das Wetter an diesem Tag

An der Fähre, Esbjerg Havn
... der Anreise war bombastisch. Petrus gab sich beste Mühe.
Auf der ganzen Strecke von Kaiserslautern bis zum Ziel hat es nur ein einziges Mal ein bisschen getröpfelt, und nur ganz in der Frühe war es stellenweise neblig. Die Scheibenwischer habe ich nicht gebraucht.
Nach Auskunft der Fanniker war es der erste richtig schöne Tag nach vielen schlechteren.
25° im Haus bei ausgeschalteten Heizungen.


Und an den weißen Balken des Hauses sonnte sich ein Schmetterlingspärchen. Zwei stolze Admirale/Admiräle in Paradeuniform warteten in der Sonne auf uns.
Eine Fliege Musca domestica gehörte auch zum Begrüßungskomitee.





Donnerstag, 28. September 2017

Female Power

oder
Die Frauen können's auch

So allmählich ist es an der Zeit, den Fanø-Blog zum Leben zu erwecken.
Schon einige Tage sind wir auf der Insel, aber bisher war kaum Zeit (welch ein Widerspruch in sich: „Urlaub“ und „kaum Zeit“), zudem hat die Muse mich noch nicht so richtig geküsst.
Doch bevor ich davon berichte, was uns in den ersten Tagen widerfahren ist, möchte ich mich einer Altlast entledigen, die schon seit geraumer Zeit auf Halde liegt, und die jetzt eine aktuelle Bedeutung erlangt hat: Ich möchte ein wenig von Fußball erzählen. Dies in der Hoffnung, dass die weiblichen Leser nicht sofort das Interesse verlieren; denn die Überschrift „Female Power“ bezieht sich eben auf den Fußball, genauer gesagt auf den dänischen Frauen-Fußball.

In den Posts „Vi er røde, vi er hvide” und „Re-Sepp-Ten” hatte ich ja schon über die Hochzeiten des dänischen (Männer-)Fußballs berichtet. In den letzten Jahren jedoch waren die Erfolge bei internationalen Turnieren eher Mangelware. Im neuen Jahrtausend war bei Europameisterschaften 2004 das Viertelfinale das Highlight, ansonsten ist die Mannschaft aber schon in der Vorrunde gescheitert oder konnte sich erst gar nicht qualifizieren für das Turnier. Ähnlich bei Weltmeisterschaften: 2002 das Achtelfinale erreicht, ansonsten … (wie vor).

Bei der jüngsten Fußball-EM der Frauen jedoch (im Juli/August 2017 in den Niederlanden) überraschte die dänische Frauen-Power mit einem kampfstarken und schnellen Spiel gar den 8-maligen Titelträger Deutschland und fegte diesen im Viertelfinale mit 3:1 aus dem Turnier.
Respekt!
„Female Power“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Nachdem sie auch das Halbfinale gegen Österreich mit 3:0 im Elfmeterschießen gewonnen hatten, verloren die dänischen Kickerinnen leider das Endspiel gegen die Niederlande, dies allerdings relativ chancenlos (mit 2:4).
Aber Platz 2, Silbermedaille, das kann sich doch sehen lassen, oder?

Quelle: Designtagebuch Fifa
Der aktuelle Anlass jedoch ist die Qualifikation (European Qualifiers) für die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2018 in Russland. Dänemark musste/muss sich qualifizieren gegen Polen, Montenegro, Rumänien, Armenien und Kasachstan (in insgesamt 10 Spielen).
Anfangs lief es nicht so gut, jedoch haben die Dänen sich berappelt und liegen zwei Spiele vor Schluss der Qualifikationsrunde punktgleich hinter Montenegro auf Platz 3 der Tabelle. Platz 1 bedeutet die direkte Qualifikation, Platz 2 berechtigt zu zwei Entscheidungsspielen (Play-offs) gegen einen anderen Gruppenzweiten.
Die letzten beiden Spiele sind am 5. und 8. Oktober 2017. Dänemark spielt in Montenegro und dann zuhause gegen Rumänien, der Konkurrent Montenegro hat also Dänemark zu Gast und spielt dann gegen Polen (den Tabellenführer). Das Spiel in Montegro wird gewiss das Schlüsselspiel sein; dort ein Unentschieden und zuhause ein Sieg, das könnte es sein.
Also vormerken: Am 5. Oktober und am 8. Oktober, da geht's um die Wurst!

Daumen drücken!
... oder wie die
Engländer sagen:
Cross the fingers!
Jedenfalls wird es ungemein spannend sein … und wir drücken natürlich der dänischen Mannschaft die Daumen, dass sie wenigstens Platz 2 erreicht und damit die Play-offs schafft.
Und dass sie dann hoffentlich intonieren können:
Мы едем в Россию
(Wir fahren nach Russland)