Samstag, 8. April 2017

Bald

Hintergrundbild des Blogs
Bald ist es soweit ... und auf diesem Blog wird gepostet.

Das Hintergrundbild des Blogs:
Eine tolle Installation „Towards the horizon“ auf Søren Jessens Sand von Nicolas Feldmeyer / Nina Wöhlk.
70 Holzpfosten, die obere Hälfte weiß gestrichen, in einem perfekten Arrangement längs der Horizontlinie.
70 wooden poles each 4,2m with 1,4m into the sand leaving 2,8m visible.
Gewiss nicht für die Ewigkeit, aber sie hätte es verdient, lange Zeit stehen zu bleiben.


Apropos „Baustelle“:
Die Fahrt nach Dänemark wird wohl wieder nervig werden. Wie viele Staus und wie viele Baustellen? Vielleicht werden wir dieses Mal durchhalten beim Zählen derselben. In den letzten Jahren waren es so viele, dass wir es unterwegs aufgaben, sie zu registrieren.

Gegebener Anlass, sich wieder mal mit dänischen Verkehrsregeln zu beschäftigen. An der dänischen Grenze steht ja die riesige Info-Tafel, die zu besichtigen man neuerdings – seit es wieder Grenzkontrollen gibt – erheblich mehr Zeit hat (ob des Staustresses aber eher nicht die Muße).
Innerorts höchstens 50 km/h, außerorts höchstens 80 km/h, auf Autobahnen maximal 130 km/h. Angeschnallt, vorne wie hinten. Tagfahrlicht, übrigens auch vorne wie hinten (Letzteres zumindest bei Regen, Nebel, Dämmerung).
Eine sehr schöne Zusammenstellung der Regularien finden Sie auf der Seite „Faszination Westjütland“ (die Abbildung der Info-Tafel ist von da übernommen).

Dort erfahren Sie lückenlos alles, was es zu wissen gilt.

Unter anderem, dass die Überschreitung der Parkzeit (bei uns 10 bis 30 €) unabhängig von der Dauer mit satten 510 DKR, also 70 € geahndet wird.
Und diese saftigen Strafen gibt es durchweg.
Fahren Sie in einer 50er-Zone 59 km/h, dann berappen Sie 1.000 DKR. Und in der 30er-Zone 42 km/h zu fahren, kostet 2.500 Kronen, happige 350 €.
Und bei Alkoholsünden geht’s drastisch zu:
0,5 ‰ ist die Promillegrenze; die Geldstrafe bei Überschreitung ist „Promillewert mal Monatseinkommen“. Wird das obere Limit von 2,0 ‰ überschritten, muss man das Auto abgeben. Es wird versteigert, der Erlös fließt in die Staatskasse.
Solches für Deutschland zu übernehmen, das wäre (frei nach Heinrich Böll) mehr als nur eine Anekdote zur Hebung der Verkehrsmoral.

Die Recherchen waren Anlass, sich ein wenig mit den Verkehrszeichen zu beschäftigen, zu denen einem so manches in den Sinn kommt. Eine nahezu lückenlose Aufstellung des Schilderwaldes von 22 europäischen Staaten können Sie hier besichtigen.

Kinder
Ob das ein Grund ist dafür, dass dänische Schülerinnen und Schüler bei Tests wie PISA, TIMMS, etc. besser abschneiden? Die haben nämlich schon als Kinder ihre Schultaschen in der Hand, während die deutschen ihre Freizeit genießen.

Schleudergefahr
Deutschland ist das einzige Land, wo die Fahrzeuge beim Schleudern drei Spuren hinterlassen. Das vierte Rad hat wohl abgehoben, denn Dreiräder sind ja kaum noch unterwegs. In allen anderen Ländern sind’s nur zwei. Aber ganz lustig geht’s in fünf Ländern zu (GR, NL, A, CH, E), weil sich dort – physikalisch höchst interessant – die beiden Spuren kreuzen.

Seitenwind
Man könnte meinen, in D käm‘ der Seitenwind von rechts oder Osten, in DK von links oder Westen – was natürlich Unsinn ist. Ehrlich gesagt, hab‘ ich in zig Jahren Autofahren noch nie acht darauf gehabt, ob es dieses Zeichen auch spiegelbildlich gibt, je nach Fahrtrichtung und Windverhältnissen.

Splitt oder Schotter
Das macht richtig froh, dass in Deutschland der Splitt viel kleiner dimensioniert ist. In Dänemark kommt das dem Begriff „Schotter“ eher nah. Ganz schöne Brocken können einem da um die Ohren fliegen. Ähnlich dicke Brocken gibt es auch in Schweden und Norwegen. Gut, dass es die Geschwindigkeitsbegrenzung gibt.

Bahnübergang ohne Schranken
Die gute alte Eisenbahn, erstmals unterwegs 1835 von Nürnberg nach Fürth, und ihre dampfbetriebenen Nachkommen zieren alle Schilder Europas.
Einzig das deutsche Schild: neuzeitlich und elektrisch! Da sind Eisenbahnromantik und Geschichtsbewusstsein leider auf der Strecke geblieben.
Und ich möchte den Bahnübergang sehen, über den ein Intercity braust, … und der unbeschrankt ist. Da ist wohl in gleich mehrfacher Hinsicht etwas schiefgelaufen.
Auch die deutsche Namensgebung „Bahnübergang ohne Schranken voraus“ lässt mich stutzen. „Voraus“? Wo denn sonst in Gottes Namen? Vielleicht „hintendran“?

Die (vergleichende) Besichtigung der Verkehrsschilder Europas könnte man noch fortführen.

Das Schild „Haustiere“ zeigt mehrheitlich eine Kuh (wobei Kühe schon längst keine Haustiere mehr sind), mitunter ohne Euter (Ochsen, Bullen?), mitunter mit nur zwei Beinen.
Wer hat die schönste Kuh? Ich meine: The winner is United Kingdom; da ist alles dran, was die Kuh begehrt.
Ach ja: Dass Kühe oder Ochsen die Straße queren, ist in Deutschland inzwischen wohl ausgesprochen selten. Oder auch nicht – wie man’s nimmt.


Ähnlich ist es mit dem Schild „Wildtiere“. Wer hat den schönsten Hirsch/Elch? Auch hier gefällt mir jener aus dem Königreich am besten. Der sieht doch richtig edel aus, oder? Zumindest vor der Kollision.

Und vergleichen Sie mal die Arbeiter auf dem Schild „Baustelle“.
Welcher schafft da am fleißigsten?
Bei uns müsste es auch eine Version ohne Arbeiter geben, denn an Wochenenden ist vielerorts weit und breit kein solcher auszumachen.



Aber wozu in Gottes Namen brauchen die Dänen dieses Verkehrsschild, wo das ganze Land doch flach ist wie eine Flunder? Und die höchsten natürlichen Erhebungen gerade mal 170 Meter messen (Rekordhalter ist der Møllehøj in der Region Midtjylland, dem mittleren Teil von Jütland, mit 170,86 m)?

Und dennoch gibt es „Danmarks hårdeste cykelrute, 35 kilometer ad Vejles bakker“ durch die Kommune Vejle, nicht weit von Kolding an der Ostseeküste.
Die steilste Straße auf dieser Route mit mehreren „tierischen“ Steigungen ist Chr. Winthersvej (521 m lang), durchschnittliche Steigung: 11,5%. maximale Steigung: 25,5%. Und es ist verboten, diese Straße mit dem Fahrrad hinunter zu fahren.
Um das einschätzen zu können: Die steilsten Passagen der Tour de France hoch nach Alpe d’Huez haben 14,8% Steigung. Lesen Sie das Faltblatt der Kommune dazu.

Natürlich weckt das wieder den Mathematiker in mir. Die Darstellung auf den Schildern ist natürlich maßlos übertrieben (sie entspricht etwa 50% Steigung), 10% und Alpe d’Huez und Møllehøj sehen so aus:

Die steilste Straße der Welt, die Baldwin Street, liegt in Neuseeland (bei Dunedin), mit 35% Steigung (1 : 2,86 – auf 2,86 Meter horizontal gewinnt man 1 m Höhe).
100% Steigung ist übrigens nicht, wie viele Menschen irrtümlich meinen, senkrecht nach oben, sondern in einem Winkel von 45°.
Den Chr. Winthersvej in Vejle fährt man an den steilsten Stellen in einem Winkel von 14,3° nach oben.

Man könnte noch viel fabulieren über die Verkehrszeichen.

Radfahrer - Norwegen/Dänemark
Etwa, dass das Schild „Achtung: Radfahrer“ in 13 Staaten tatsächlich einen solchen zeigt, in 9 Staaten (darunter DK und D) jedoch das abgebildete Fahrrad „unbemannt“ ist. Kein Geisterfahrer, aber ein Geist als Fahrer.
Na ja, Hauptsache, es wird verstanden.


Wenn Sie den Post insbesondere am Anfang aufmerksam betrachtet haben, müsste Ihnen bei der Bildunterschrift des Hintergrundbildes das seltsame Zeichen ⌘ aufgefallen sein. Man nennt es „Schleifenquadrat“.
Für Computerfreaks: Es gibt dieses Zeichen als Unicode „PLACE OF INTEREST SIGN“, U+2318. Auf dieser Seite finden Sie auch den HTML-Code. Zur Eingabe in WORD geben Sie den vierstelligen Code ein und drücken die Tastenkombination ALT+C.


Größer dargestellt sieht es so aus: 
Auch das ist in Dänemark ein Verkehrszeichen. 
Sie haben es dort gewiss schon oft gesehen.
Das Symbol hat seinen Ursprung in Finnland, und es wird seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Kennzeichnung von Kulturdenkmälern verwendet, insbesondere in den skandinavischen Ländern.
suomen tasavalta =
finnische Republik

aus Wikipedia
Auf der finnischen „5-Penniä-Münze“ zierte es eine Seite.
Es ist auch bekannt als „Bowen-Knoten“ (Heraldik).




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